Twittern Blogverzeichnis hostgator coupon gnilhe.de Erlebnisse im Nahen Osten: Ägypten
Posts mit dem Label Ägypten werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Ägypten werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 19. Januar 2013

Live Aufnahme von der Revolution in Kairo

Was man so alles findet beim Durchstöbern alter Sachen,
hab ich doch gerade ein altes Video aus Kairo entdeckt. Mit Orginalaufnahmen während der turbulenten Tage der Revolution in Kairo.
Konnte das Video leider nicht hochladen, dafür hab ich es bei youtube. Wie praktisch.
Das sind 14 Minuten Revolution pur zu entdecken. Schön aus Down Town.
Actionreich wird es ab der 4. Minute.
Viel Spaß beim Ansehen:-)

Zum Ansehen einfach hier klicken:    Revolution in Kairo

Samstag, 27. Oktober 2012

Rückkehr im Juni

Ich hielt es tatsächlich nicht lange aus ohne meine große Liebe, die glorreiche Stadt Kairo. Auch Melanie war mittlerweile wieder zurück in der Stadt. Bei ihrem damaligen Freund.
Ich entschied mich wieder hin zu gehen. Diesmal nur für einen Monat, zusammen mit meiner ehemaligen Schulfreundin.
Dieser Monat war eine einzige Party und wir hatten esxtrem viel Spaß und MCDonalds Home Deliverys.
Dabei lebten wir im schlimmsten Viertel der Stadt, mitten in Downtown. Nicht gerade ein Zuckerschlecken für eine Europäerin.
Aber das lernten wir auch sehr schnell.

Hassliebe

Nach der letzten Phase verbrachte ich meine letzte Phase in Kairo, bis ich schliesslich im April heim kehrte. Zumindest für einen begrenzten Zeitraum.
Viele Erinnerungen an diese letzte Phase sind bereits verblasst. Ich kann nur soviel sagen, dass ich eine Menge gelernt hatte und langsam die neue Welt verstand, die sich mein Zuhause nannte.
Dieses Zuhause bestand aus einer künstlichen Glitzerblase, eine Blase, in der sich die oberen 10% der ägyptischen Gesellschaft tummelten.
Nicht viele Europäer haben das Glück Eintritt in diese geheime Welt zu erlangen und lernen nur das Leben der restlichen 90% kennen, dass sich arg unterscheidet von dieser Welt. Ich will hier unter keinen Umständen rumprahlen und zeigen, wie toll ich bin. Ich erzähle nur, wie die Sachen liegen. Am Ende habe ich verstanden, dass diese Welt zwar nett sein kann, sehr nett sogar, aber dennoch ist es nicht meine Welt. Ich bin ein ganz normales Mädchen. Eines was seine Kleidung bei H&M kauft, in seiner Freizeit joggen geht und Bücher liest und nebenbei jobben geht.
Diese Welt ist jedoch weit entfernt von derartigen Banalitäten. Diese Welt besteht aus Partys,Spass und selbstzerstörerrischen Mittelchen, die dem Zweck des Spaß habens dienen.
Aber diese Welt besteht auch aus Oberflächlichkeiten. Was zählt ist nicht der Charakter, sondern die teure Kleidung und schnelle Autos. Ich will nicht sagen, dass die Ägypter oberflächliche Lackaffen sind, nicht alle und ich habe hier auch extremn gute Freunde gefunden. Auf Sicht gesehen verdirbt Kairo allerdings definitiv meinen Charakter und eine Overdosis Ägypten würde mich kaputt machen.
Ich will die Zeit nicht missen und bin dankbar über die Möglichkeiten, die ich dort hatte und all die Erfahrungen, die ich sammeln durfte. Dennoch habe ich am Ende viel mehr gelernt, wer ich bin und was mir wirklich wichtig ist. Und was ich noch gelernt habe ist, dass man das Leben im Hier und Jetzt geniessen soll. Verleb alles, was du hast und denke nicht an morgen. Denn was morgen ist, dass weiß nur Gott:-)

Misslunger Versuch einer Beziehung

Die Sache mit Amr kam plötzlich.Wie ein Blitz. Ich war nicht drauf vorbereitet und mit der Situation überfordert.
Aber beginnen wir von Anfang an.
Als ich wieder in Kairo gelandet war, durchströmte mich ein Gefühl von Glückseligkeit und am liebsten hätte ich den Boden unter meinen Füssen geküsst. Liess es jedoch bleiben. Sollten ja nicht alle denken, dass ich vollkommen durch bin.
Khaled hatte mich bereits kontaktiert. Khaled war ein Ägypter in seinen 40-er Jahren, den es dennoch immer wieder ins Paretyleben zog.Ich mochte ihn. Er war kein elender Rumprahler und ziemlich easy going. Niemals machte er irgendwelche Annährungsversuche. Vielmehr sah er mich wohl als seine Tochter. Khaled hatte eigentlich eine gute Position bei der arabischen Liga und meiner Meinung nach gut was auf dem Kasten. Was war seine seriöse Seite. Die andere Seite war verrucht. Khaled liebte Partys,Alkohol und andere berauschende Mittelchen. Jedem das seine. Nachdem ich erst mit Estelle in der Hilton Bar rumhing, entschied ich mich spontan weiterzutouren. Ins 35. Einem Nachtclub im 4 Season wo der gute Khaled mit Freunden war. Was wirklich wichtig ist für das ägyptische Nachtleben sind die richtigen Kontakte. Die meisten Clubs lassen nur Leute ein, deren Namen auf den Gästelisten vertreten ist oder die halt ,so wie ich, von Leuten wie Khaled eintreten dürfen.
Dort angekommen wurde mir zuerst ,wie es üblich war, ein Drink in die Hand gedrückt. Das blöde ist, dass man gar nicht so schnell trinken kann, wie die Drinks nachgefüllt werden.
Im Laufe des Abends lernte ich den kompletten Tisch und auch Amr kennen. Amr war Ende 20, relativ gutaussehend für einen Ägypter und extrem charmant. Er war überhaupt nicht aufdringlich und hatte eine ziemlich sensible und sanfte Art. Ich verstand mich mit ihm auf Anhieb. Später packte er mich ein und wir fuhren noch zu einem anderen Club. Ich fühlte mich pudelwohl an seiner Seite. Er war ein richtiger Gentleman. Am Ende des Abends lieferte er mich brav daheim ab und liess mich anstandlos gehen, nachdem er meine Nummer gespeichert hatte.
Schon am nächsten Tag klingelte mein Telefon. Wir verabredeten uns für unser erstes Date. Im Tabasco, in Mohandessin. Damals eine angesagte Bar.
Der Abend verlief prächtig und schon nach kurzer Zeit fragte er mich, ob ich sein "offical girlfriend" sein wollte. Mein Englisch war damals noch nicht ganz so perfekt. Ich wollte nicht unhöflich sein und tausend Mal nachfragen. Also sagte ich ganz blauäugig einfach mal ja. Und schwupps befand ich mich in so einemj Beziehungsding.
Amr ist mir in der ganzen Zeit ein komplettes Rätsel geblieben. Einerseits war er sehr sensibel und sanftmütig, aber gleichzeitig auch irgendwie unnahbar.
Trotzdem hatten wir echt kustige Abende und eine gute Zeit. Allerdings fing er irgendwann an meine Freunde zu bemängeln. Besonders meine männlichen Freunde. Das passte mir gar nicht in den Kram. Ich merkte immer intensiver, wie wir emotional auseinanderdrifteten.
Nach 3 Moanten kam der Schlag. Und zwar per SMS. Er wagte es tatsächlich mich per SMS abzusäbeln. Ich kochte und war verwirrt.
Im Nachhinein war die Sache von Anfang an aussichtslos. Ich hatte ihn nie emotional nah an mich rankommen lassen. Nicht von ihm ging die emotionale Kälte aus, sondern von mir selber. Aber das verstand ich damals mit meinen 20 Jahren noch nicht.
Trotzdem verschwand Amr nie ganz aus meinem Leben und ich sah ihn noch bis zu meinem letzten Besuch immer mal wieder. Unser Verhältnis war dann meist gekünstelt überfreundlich. Und den einen oder anderen Kurzen tranken wir hin und wieder auch mal miteinander.

Kurzer Zwischenstopp in Deutschland

Nachdem ich über meinen Geburtstag in Deutschland gewesen war, merkte ich mehr denn je, wie sehr ich mich an das chaotische Kairo mit all seinen Höhen und Tiefen gewöhnt hatte. Zurück in Deutschland kam mir alles so kalt und emotionslos vor. Und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl zu viel von allem zu sein. Zu laut. Zu polterig. Zu lachend.Zu grell. Einfach zuviel. Das Wiedersehen mit all meinen Schulfreunden liessen mich zwar über diese Sache hinweg sehen, aber dennoch bemerkte ich auch ganz schnell, wie sehr ich mich verändert hatte.Ich passte hier irgendwie nicht mehr so ganz rein. Genauso wenig passte ich ganz in die verrückte Welt Ägyptens. Aber wo gehörte ich denn überhaupt noch zu? Oder war ich einfach eine verlorene Feder aus dem einstigen Kleid eines langsam sterbenden Schwarns?
Ich war verwirrt und wollte schnell wieder zurück.

Auch wenn es nur zwei Wochen Unterbrechung waren, so ist es jedes Mal, wenn man der Stadt kurz den Rücken kehrt, so als würde eine neue Ära beginnen.Und genau dies trat auch nach meiner Rückkehr ein.


 

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Mein erster Ramadam in Kairo

Oh man,nie werde ich diesen Monat vergessen. Zwar wusste ich, dass es den Muslimen untersagt war tagsüber zu essen. Das war es aber auch schon mit meinem Fachwissen über den heiligen Fastenmonat. Schnell sollte ich mehr lernen. Ramadam bedeutet kein Essen,keinen Tropfen Wasser, keine Drinks,keine Zigaretten oder Kaffee,ja nicht einmal Kaugummi war erlaubt.Und das zählte ab dem frühen Morgengrauen bis zum bitteren Sonnenuntergang.Dann folgt das Fastenbrechen und es wird gegessen,als ob es kein Morgen gibt!
Nun erlebte ich also meinen ersten Ramadam im September. September bedeutete für mich auch Abschied nehmen von Melody, die wieder nach Deutschland in die Uni musste. Ich war quasi auf mich alleine gestellt. Meine ägyptischen Partyfreunde waren mit dem ersten Fastentag wie von der Bildfläche verschwunden.Ein paar wenige blieben übrig und erbarmten sich mich abends mit in Shishacafes oder zum Essen zu nehmen. Aber ich muss zugeben,so übel war der Ramadam gar nicht mal. Und das Fasten hatte was für sich (gut,ich machte Kinderfasten,also kein Essen, aber Trinken!). Irgendwie gibt es einem das Gefühl von Stärke,wenn man es schafft,den ganzen Tag nicht zu essen. Hinzu kam,dass ich mich eh auf Diät setzten wollte. Dummer Plan,Ramadam nimmt man nämlich definitiv zu und nicht ab!
Warum?Gut tagsüber verzichtet man auf die Spreisen,dafür gibt es am Abend echt kein Halt mehr und der Magen wird voll verwirrt.
In diesem Monat lernte ich auch Estelle kennen. Estelle war gebürtigte Französin, verbrachte aber den größten Teil ihrer Jugend in Lybien. Sie lebte dort, bis sie 17 war,dann ging sie nach Paris zum Studieren. Anschliessend tauchte sie ab.Ein Jahr wandern durch die Dörfer Indiens. Ganz ohne Handy und Facebook.
Nun war Estelle in Kairo um Hocharabisch zu lernen. Estelle war wesentlich älter als ich und ich lernte sehr viel von ihr. Andererseits war ich ein bisschen ihr Spielball und sie wusste ziemlich genau mich zu manipulieren und für ihren Vorteil zu nutzen. Aber davon später mehr. Also alles im Allem war mein erster Ramadam ok und brachte mich etwas zur Besinnung. Zudem ist Ramadam echt nicht schlecht um soziale Konatkte zu knüpfen.Und damit meine ich ernsthafte Freundschaften und nicht all die Partyfreunde.
Kurz vor Ende des heiligen Fastenmonats machte ich mich vom Acker. Ich kehrte zurück nach Deutschland zu meinen Eltern.Die drei Monate waren rum und ich flog zurück. Allerdings nur für 2 Wochen,dann kehrte ich zurück in meine neue Welt und tauchte noch eine gewisse Zeit in ihr ein.

Kindergarten in Kairo

Nun hatte ich es also endlich geschafft-ich war angekommen! Ich bezog mein Wohnung,die ich nun endlich mein Eigen nennen konnte, in Agouza. Die Wohnung war im Nachhinein gesehen auch ein ziemliches Loch,aber besser als das Ding davor und ich hatte mein eigenes Reich.Naja,fast eigenes Reich.Ich teilte mir die Wohnung mit Jen.Meiner kanadischen Mitarbeiterin.SIe war nach Kairo gekommen,um ihren Online-Dating-Ägypter endlich real zu sehen.Der Typ war ein übeler Schmierlappen aus Shubra und die Art von Mann, die nach einer Frau zwecks Passprt suchte.Aber gut,war ja nicht mein Bier.Und ansonsten verstand ich mich gut mit Jen und war froh sie bei mir zu haben. Meine Kindergartenterrortruppe bestand aus 6 Menschlein und war recht überschaubar. Dort lernte ich auch Walee kennen,meine Assistentin.Walee war ein Engel. Ich glaube,dass ich in meinem ganzen Leben nie wieder so einen aufrichtigen und herzensguten Menschen wie sie kennengelernt habe. Sie trug Kopftuch,sprach einwandfreies Deutsch,dass sie in wenigen Goethekursen erlernt hatte und wurde niemals böse oder genervt.Walee war echt unglaublich.Damals war sie 24 und wurde verheiratet.Mit einem Mann,den sie nur ein paar Mal vorher gesehen hatte. Ich werde nie vergessen, wie aufgeregt sie damals war,als sie wusste,dass sie bald heiraten würde.
Meine Kiddies waren schnell bereit gewesen mich zu akzeptieren. Jedes hatte seine ganz spezielle Persönlichkeit.Khaled war mein absoluter Favourit. Er war zwar eine kleine Mimose und ziemlich pingelich wenn es ums Essen und draussen spielen ging,aber ein klasse Geschichtenerzähler und Sänger.Manchmal kreierte Khaled eigne Songs,in dem er unwillkürlich deutsche Worte aneinandereihte.Sarah war ein ziemlich gewieft und wenn auch die Jüngste,konnte sie ihren Willen immer gut durchsetzten.Anis war die Ausgeburt der Hölle und Gott sei Dank häufig krank.Ich machte jedesmal drei Kreuze ,wenn der kleine Satansbraten daheim blieb. Salma war geistig behindert. Dass wollte die Mutter nicht wahrhaben. Deswegen mussten wir alle so tun als ob sie völlig normal wäre.Keine leichte Aufgabe.Und Omar gab es auch noch.Omar war wohl mit der Schlauste,seine Eltern waren geschieden,deswegen brauchte er extrem viel Liebe und wollte ständig kuscheln.Es gab noch ein Mädchen,ihren Name hab ich vergessen.

Von Maadi nach Dokki

Auch wenn mein Leben in Maadi gut war,reichten meine 1000LE Gehalt im Monat hinten und vorne nicht für was besseres.Plus die Lebenserhaltungskosten waren bei weitem nicht gedeckt.Gott sei Dank unterstützen meine Eltern mich noch finanziell,was ich ihnen heute noch zu gute halte.
Dennoch war mir bewusst,dass es so nicht weiter ging.Und das Drecksloch von Wohnung ertrug ich nicht mehr. Aber wieder meinte es das Schicksal gut mit mir.Durch eine Freundin erfuhr ich von einem anderen Kindergarten im Ortsteil Dokki die gerade dringend eine Deutschlehrerin suchten.Ich fuhr also hin. Klar,ich wäre lieber in Maadi geblieben,wo es ruhig und grün ist,aber ich wollte mir den Verein wenigestens mal anschauen.Die Chefin war sehr nett und schockiert über mein Gehalt und meinen Wohnzustand.Sie behandelte mich mehr wie eine Tochter als wie eine Angestellte. Sie brachte mich sofort in einem Hotel unter und versprach mir eine bezahlte WOhnung in der nächsten WOche und ein viel besseres Gehalt.Ich sollte dann in einer Woche anfangen zu arbeiten.Natürlich kündigte ich auf der STelle meine alte ARbeit,packte meine 7 Sachen(dadrin war ich mittlerweile geübt)und schnappte mir das nächste Taxi ins Hotel.

Jobsuche in Kairo

Da stand nun also wieder in Kairo mit meinem 30 Kg Koffer. Melody lebte damals in Maadi.Einem relativ grünen Vorort Kairos, der mit zu den besten zählte. Als ich in ihrer Wohnung saß,durchstömte mich ein Glücksgefühl.Ich hatte es tatsächlich geschafft.Ich war wieder zurück in meinem alten Leben.
Der Monat sollte sich aber als eine Riesenherausforderung entpuppen,die mich letzlich einen Schritt weiter Richtung Erwachsendasein brachte. Im selben Monat trennte sich Melody von ihrem Freund und wir bekamen noch drei weitere Mädels zu Besuch.Zwei Deutsche von Melody und eine aus der Ukraine.Das war die Internetbekanntschaft von Islam. Da Kairo recht konservativ ist, dachte man sofort,dass wir ein Bordell eröffnet hätten und man schmiss uns aus der Wohnung.Die Mädels gingen Heim,Melody zog zu einem Freund und ich suchte nach einer neuen Bleibe.Ohne Arbeit war ich relativ knapp bei Kasse. Damals kannte ich mich nicht aus mit Wohnungspreisen und suchte nach etwas Brauchbarem um die 1000 LE (120 Eur). Heute weiss ich,dass es dafür meist nur Müll gibt.Gleichzeitig brauchte ich einen Job. Ohne Ausbildung oder Studium ziemlich unmöglich.In Ägypten kann man nicht mit Kellern oder sowas durchkommen.Solche Jobs werden hier mit 400 LE (50 EUR) im Monat maximal bezahlt und sind für Ausländer unzumutbar. Irgendwann fand ich eine Wohnung in Maadi.Naja,Wohnung konnte man das Loch eigentlich nicht nennen.Ich sah es das erste Mal abends im Dunkeln und war so froh überhaupt was zu haben,dass ich zusagte.Als ich bei Tageslicht einzog,öffnete ich die Tür und fing an zu heulen. Es handelte sich um ein altes Büro.Alles war voller Staub.An der Decke krabbelte ein Salamander.Ein Fenster war zerschlagen.Zum Schlafen lag eine Mtratze auf dem Boden. Kurzum, es war ein Loch!Jobmässig sah es genauso finster aus und ich überlegte mir, einfach Heim zu fliegen.Mein einziges Jobinterview hatte ich in einer ägyptischen Foodfirma.Abends. Der Chef,um die 40 mit Plautze, meinte,dass er mich küssen könne.Ich war damals so schockiert,dass ich nur stotterte,dass das nicht ginge.Er habe doch Kinder und Frau."Schon ok"meinte der bloss.Ich verabschiedete mich nur hektisch und sah zu,dass ich Land gewann.Natürlich bekam ich den Job nicht.Dafür das Angebot seinen Freund zu heiraten,damit der den deutschen Pass bekommt.Die Bezahlung dafür war zwar sehr verlockend,aber ich legte trotzdem wortlos auf und beantwortete seine Anrufe nie wieder.Ich war echt am Ende und wusste null weiter. Bis ich den Kindergarten entdeckte.Ich stellte mich vor und schwupps,bekam ich den Job als Deutschlehrerin!Gott,war ich froh. Dumm war nur die Sache mit dem Gehalt.Hier ist es üblich,dass man gefragt wird,wieviel man haben will.Da muss man dreist vorgehen.Wusste ich damals auch nicht und sagte bescheiden 1000LE im Monat um wenigestens meine Mietkosten zu decken.
Die Arbeit war anstrengend aber trotzdem erfüllte sie mich irgendwie.Die Kinder waren allerliebst und liessen mich mein Wohnungsloch vergessen.Zumindest kurzfristig.

Meine ägyptische Au Pair-Familie

Nun war es soweit, es sollte zu meiner ägyptischen Gastfamilie nach Mohandessn. Die Mutter war sehr nett gewesen und sprach Deutsch. Ihre beiden Kinder,ein Mädchen und ein Junge, besuchten beide die deutsche Schule und sollten von mir betreut werden. So stand ich also an jenem Tag mit Sack und Pack und einem mulmigen Gefühl im Magen vor ihrer Haustür. DIe Familie empfing mich freundlich und zeigte mir die grosszügige Wohnung.Mein Zimmer war gar nicht mal so übel. Ich wollte gerade meine Sachen auspacken, als die Mutter mich aufhielt. "Die kannst du gepackt lassen!Wir fahren ans Meer!" ,,Cool,für wie lange?" ,,Einen Monat!" Mir blieb die Spucke weg! Einen ganzen Monat in Marina?Weit weg von all meinen Freunden nur mit der Familie? Na,Halleluja.Ich machte gute Miene zum bösen Spiel und nickte freundlich-gedrungen. Schon die Fahrt allein war der reinste Horror.Der blöde Sohn spielte die ganze Zeit Ballerspiele,während das Klugscheissermädchen mich mit nervigen Fragen bombadierte.Ich wollte mich aus dem Auto stürzen. Aber es sollte noch viel schlimmer kommen. In Marina erwartete uns nämlich schon der ganze Familienclan. Oma,Opa,Tante,Onkel und so weiter. Die Wohnung war auch zu klein.Eigentlich wäre sie ok gewesen, aber ich war leider schon zu verwöhnt, was Ferienhäuser anging.
Was auf mich zukam war die Hölle.Statt mich mit Leuten abends auf Partys zu amüsieren,hockte ich mit den Kindern und dem Rest der Family im Wohnzimmer ab und das bis 3 Uhr morgens.Am nächsten Tag stand keiner vor 13 Uhr auf.Mit Ausnahme der Kinder.Und wer durfte sich mit denen beschäftigen?Richtig,ich!Rauchen ging auch nicht.Naja,immerhin Meer.Ja,aber ans Meer ging es irgendwann um 17 Uhr.Bei sämtlichen Aktivitäten wurde die ganze Zeit gefuttert.Und Gelabert.Ich war nervlich am Ende und wollte nur noch heulen und streben.Ich klagte Melody mein Leid. Als sie mir anbot bei ihr erstmal einzuziehen und dann nach einer Lösung zu suchen, stand die Sache für mich.Ich geh zurück nach Kairo!Vorher musste ich es nur noch der Familie erklären!Ich hoffte auf einen guten Zeitpunkt. Irgendwann wurde mir klar, dass es für solch eine Hiobsbotschaft keinen guten Zeitpunkt gibt. Nach geschlagenen drei Tagen schnappte ich mir morgens die Mutter und erklärte ihr,dass ich weg will. Ihre Reaktion war verständnisvoll und sie warf mir nichts böses vor.Das sie trotzdem sauer war, wurde mir klar, als ich meinen 30 kg alleine ohne jegliche Hilfe die drei Stockwerke runterhiefen musste. Güterweise fuhr sie mich noch zum Busbahnhof und drückte mir die 5 Euro für den Rückfahrschein in die Hand.Immerhin. Danach sah ich sie nie wieder.Die ganze Aktion ereignte sich übriegens in gerade mal 3 Stunden. Auf der Rückfahrt durchströmte mich ein Gefühl des Glücks und der Freiheit. Ja,das war definitiv die richtige Entscheidung gewesen. Auch,wenn ich jetzt keinen Job hatte und keine Wohnung.Aber dadrum wurde ich mich später kümmern.Jetzt erstmal genoss ich die unendlichen Weiten der Wüste, die an meinem Busfenster vorüber rauschten.
Das meine Mutter ausrastete,als sie von meiner Kurzschlussreaktion erfuhr brauch hier wohl nicht erwähnen.

Partys in Kairo

Mein erster Monat in Kairo war also alles andere als ruhig.
Unter der Woche durchforstete ich sämtliche Bars und Clubs. Es gab einen regelrechten Wochenplan.Sonntag (der erste Tag der Woche).War meist ruhig.Melody und ich betrieben dort Bar hopping in Zamalek. Pub 28,Cellar und La bodega waren unsere Anlaufstellen.
Monatag ging es in den Jazz Club, Dienstags war mein Favourit.Club 35 im fourseasons war das absolute Highlight. Mittwoch wieder Jazz und Donnerstag ins Absolute,was damals voll angesagt war.
Am Wochenende ging es meistens ans Meer mit Freunden. Die Partys am Strand sind legendär.Meist waren es kleine Strandabschnitte, mit Djs und Freigetränken,weil die Sponsoren Heineken oder irgendeine Wodkafirma war. Tickets für solche Partys sind beliebt und teuer,aber Melodys hervorragende Kontakte verschafften uns immer welche. Die Partys sind unbeschreiblich. Einmal haben wir es beide geschaftt unsere Schuhe zu verlieren. Ich war klatschnass,weil ich zwischendurch im Meer baden war und Melody verlor auch ihre Tasche. Und einmal endeten wir in einer Strandhütte, wo die Sonnenliegen unterbracht waren, da schworen wir uns, es besser ruhig angehen zu lassen.
Im Nachinein war es damals als 19-jähriges Mädchen, was gerade aus dem elterlichen Nest feflohen ist um die Welt zu erkunden, die absolute Freiheit! Und ich will diese Zeit echt nicht missen.
Und die Erfahrungen haben mich stark geprägt und reifen lassen. Ja, innere Reife durchs Feiern:-)
Zudem kam auch, dass ich durch Melody natürlich meist mit älteren Ägyptern rumhing. Gestandene Personen, die schon fest im Arbeitsleben standen (zumindest tagsüber). Allein das Netzwerk, was ich mir seit jener Zeit aufgebaut habe, ist Gold wert.

Hinzu kam ein Ägypter in meiner Sturm und Drang-Phase.
 Für mich war es bis dahin unvorstellbar jemals einen Ägypter zu daten,aber das sollte sich ändern. Den Guten hatte ich damals beim ersten Strandwochenende kennengelernt und war irgendwie faziniert. Ich war damals 19, er 30.Klar,dass ich das interessant fand. Mittlerweile kann ich meine damalige Gefühlsregung nicht mehr nachvollziehen. Wir sind immer noch befreundet und er ist echt lustig,aber definitiv nicht schön.
Trotzdem fand ich ihn damals irgendwie toll. Er war lustig und amüsant. Ich war eher ein Spielball für ihn, aber dass wollte ich nicht wahrhaben wollen.Die Erkenntnis kam erst später.
Jedenfalls verging die Zeit rasant schnell und der Umzug zu meiner Au Pair Familie klopfte Ende des Monats an der Tür.
Da war es dann wohl auch aus mit der großen Freiheit. Dachte ich zumindest.

Ab ans Meer- North Cost

Es war das Ende meiner ersten Woche in Kairo. Melody fragte ,ob ich mit ihr und ihrem ägyptischen Freund mit ans Meer will übers Wochenende. Klar,wieso nicht. Ein bisschen Entspannung täte mir auch mal ganz gut! Also kam ich mit. Wir fuhren ungefähr 4 Stunden durch die Wüste bis wir die Nordküste erreicht hatten. Sie,ihr Freund und noch ein Freund, in dessen Ferienhaus wir wohnen sollten. Ich erwartete eine kleine Holzhütte,ganz idyllisch am Meer. Stattdessen endeten wir in einem Feriencompound namens Haciendas, der voll mit schicken Feriendomizilen war,die man so gar nicht in Ägypten erwartet hätte. Sein Haus war alles andere als eine Holzhütte. Nachdem wir ausgepackt hatten,ging es zum Strand. Ich war perfekt ausgerüstet mit 1.5Liter Wasser und Sonnencreme LSF 30.Melody hatte einen Roman dabei. Am Strand erwartete uns schon ein Rudel Ägypter. Scheinbar kannte hier jeder jeden. Statt Wasser kippten sich die Ägypter Drinks rein. Statt Sonnenschutz gab es sogenanntes Tanning-oil mit LSF5 und einem schillerden Karottenbraun, was angeblich gut sein sollte.
Schon wenig später befand ich mich an der trendy Strandbar und merkte, wie mir der Cocktail in den Kopf schoss. Alkohol bei 30 Grad ist halt nicht jedermanns Sache. Zurück im Haus gab es es fettes Essen und dann fiel ich nur noch ins Bett und war voll fertig. Jeder normale Mensch würde nun den Tag ausklingen lassen und einfach schlafen.
Nicht aber die Ägypter. Irgendwann wurde ich aus meinen Träumen gerissen und es hiess fertig machen.Wir gehen feiern! Ich war zwar immer noch platt,freute mich aber trotzdem. Der berühmt-berüchtigte Club Andrea bereitete nicht nur uns Mädchen, sondern auch den Ägyptern Angst. Man muss über eine Brücke maschieren, um zum Eingang zu gelangen. Dort erwartet einen der Clubbesitzer selbst und selektiert die Gäste. Der Typ soll knallhart sein und völlig unsystematisch Leute reinlassen, bzw. den Eintritt verwähren (selbst Familienmitglieder wurden angeblisch schon von ihm abgewiesen). Toll,nun war ich zwar endlich volljährig und hatte wieder Angst vorm Reinkommen. Nicht umsonst hiess die Brücke also Bridge of shame.
Dort angekommen, musterte er uns eindringlich. Meine Haare sahen richtig scheisse aus. Wie nach einem Elektroschock. Aber hey, er liess uns rein.
Der Laden war ganz nett,aber der Riesenrummel dadrum etwas übertrieben.Ausserdem waren dort Kinder,nicht älter als 12, die arbeiteten. Voll fies.

La dolce vita in Kairo

Der erste Monat in Kairo war wie ein einziger verrückter Traum. Alles begann damit, dass ich mich mit Melody traf. Sie schlug vor, dass wir in der Mall City Stars shoppen gehen. EIne Mall in Kairo,verrückt! Und wie verrückt das war! Die Mall bestand aus 4 Stockwerken und beherbergte alle modernen Geschäfte, die man sich vorstellen kann. Von Esprit über Bennoton und McDonalds war alles dabei. In schwarz verhüllte Frauen liessen Burger unter Ihrem Gesichtsschleier verschwinden!Ich war faziniert. Dann traf ich Melody. Wir verstanden uns vom ersten Augenblick an prächtig. Sie machte ein Praktikum in Kairo und studierte Arabisch und Wirtschaft. Ein Experte also.
Wir verabredeten uns gleich für den Abend, wo wir ausgehen wollten. Ausgehen in Kairo!Ich konnte es selber kaum glauben.Das sowas hier möglich ist.
Als ich Abends mit meinem Alkoholgemisch in einer Fantaflasche aufkreuzte (ich dachte es gäbe hier kein Alkohol und hatte sicherhaltshalber nen Wodi mitgenommen), erntete ich Gelächter. Melody und ihr ägyptischer Kumpel Islam dachten ich mache Spass. Man, hier gibts in jer Bar und in jedem Club Drinks! Es gibt mehrere Bars und sogar Clubs???Ich fiel vom Glauben ab. Wir gingen in so einen Club namens Latex.Angeblich ein ganz übler Laden.Ich fands trotzdem super und hatte Spass.
Ab da an hatte ich viele solcher Abende voller Spass....

Wie alles in Ägypten begann

Ich war das erste Mal 2007 in Ägypten.Es war auch das erste Mal in einem arabischen Land. Ich hatte gerade mein Abi in der Tasche und alle Wege standen noch offen. Ich hatte mich entschieden als Au Pair dort zu arbeiten für drei Monate. Ich stellte mir ein Land mit bärtigen Männern und verschleierten Frauen vor. Ohne Partys, ohne Freiheit ohne alles. Trotzdem wollte ich hin. Wahrscheinlich um meine Grenzen zu testen.Schliesslich sind es ja nur drei Monate,sagte ich mir.
Ich erinner mich noch haargenau, als ich nachmittags in Kairo landete und mit meinem 30kg Koffer aus dem Flughafen maschierte. Es war laut und heiss. Die Sonne brannte mir ins Gesicht und eine Traube Taxifahrer buhlten um meine Aufmerksamkeit."Madame,Madame!""Welcome to egypt!"Damals hatte ich noch nicht den starren Blick und das arrogant-selbstbewusste Auftreten drauf und war das typische Touriopfer. Irgendwann entschied ich mich für einen von den Pappnasen und stieg mit ihm in das 20 Jahre alte Taxi ein. Ich zeigte ihm die Adresse von der Wohnung,in der ich im ersten Monat leben sollte,bevor ich in meine Familie ging. Ich fand die Wohnung per Studivz und hatte so die Gelegenheit die Stadt allein zu erkunden,bevor es nach 4 Wochen in die Familie ging. Das der Fahrer nur so getan hatte,als ob er die Adresse kannte und womöglich nicht einmal lesen konnte, dadrüber hatte ich nie nachgedacht.Dumm von mir. Er fuhr also los und schnatterte mich voll. Ich war sprachlos,beinahe fielen mir die Augen aus,als ich meine Jungfernfahrt durch Kairo machte.
Jedes Mal,wenn ich wieder nach Karo komme und vom Airport Richtung Stadt fahre,muss ich an diese erste Fahrt denken. Alles war so fremd und neu. Hohe Gebäude.Jedes beherbegte geschätze 50 Satelittenschüsseln. Die Türme der Moscheen glitzerten im Sonnenlicht und der Verkehr.Überall Auros und Hupen.Dazu die fremden Gerüche.Ein Gemisch aus Gewürzen,Staub und Abgasen.
Der Taxifahrer brabbelte über seine Familie und Kinder.Irgendwann kamen wir in Zamalek an, der Ortsteil war eine Insel und bekannt für seinen hohen Europäeranteil. Der Fahrer hatte keine Ahnung wolang.Ich auch nicht.Panik kam hoch. Meine Rettung war Melody.Melody lebte in Kairo und hatte mir über eine Studivz-Gruppe nützliche Tipps und ihre Handynummer gegeben. Wir telefonierten,sie sprach mit dem Fahrer und ich war binnen 5 Minuten vor der Haustür. Der Arsch von Taxifahrer berechnete mir für sein Rumirren den doppelten Preis. Heute hätte ich mir das niemals bieten lassen.Damals war ich naiv und dumm und zahlte. Dann fuhr er ab und ich befand mich vor meinem zukünftigem Heim.Samt 30 Kg Koffer, die ich die Treppen hoch trug. Heute weiss ich, dass das Aufgabe des Bawabs,also des Hausmeisters, den es in allen Häusern gab, ist. Aber auch das wusste ich anfangs nicht.