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Samstag, 19. Januar 2013

Live Aufnahme von der Revolution in Kairo

Was man so alles findet beim Durchstöbern alter Sachen,
hab ich doch gerade ein altes Video aus Kairo entdeckt. Mit Orginalaufnahmen während der turbulenten Tage der Revolution in Kairo.
Konnte das Video leider nicht hochladen, dafür hab ich es bei youtube. Wie praktisch.
Das sind 14 Minuten Revolution pur zu entdecken. Schön aus Down Town.
Actionreich wird es ab der 4. Minute.
Viel Spaß beim Ansehen:-)

Zum Ansehen einfach hier klicken:    Revolution in Kairo

Donnerstag, 1. November 2012

Kairo Revolution Part 2

Nachdem ich ausführlich den eigentlichen Revolutionstag, den damaligen Freitag, beschrieben habe, möchte ich nun kurz das Wirrwarr in den folgenden Tagen bis zu meinem letzendlichen Abflug nach Deutschland beschreiben.
Wie gesagt, nach meiner überlebten Rückkehr von dem Tahrir Platz gen Heliopolis, schaute ich direkt bei Melody vorbei. Die setzte mich erstmal gehörig auf den Pott. Ob ich denn verrückt geworden sei, mich einfach auf dem Tahrir rumzutreiben. Recht hat sie schon. Trotzdem war ich etwas stolz, als ich ihr meine Bilder zeigte.
Wir überlegten uns, wie es jetzt wohl weitergehen würde. Kein Internet, kein Handy, kein Fernseher bei Melody, rein gar nichts. Unsere einzige Informationsquelle war das Festnetztelefon. Hier hatte die Regierung witzigerweise nicht die Verbindung gekappt. Somit erhielten wir ein stündliches Update von Ramy. Einen guten Bekannten von Melody, der uns auf dem Laufenden hielt. Ob das gut war oder nicht, da bin ich mir nicht sicher. Einerseits waren wir dankbar über noch jedes noch so kleine Ereignis, andererseits machten uns die Schreckensnachrichten Angst. Ich weiß nicht, was wir gehofft hatten. Das ein alles erlösender Anruf kommen würde um den Horror hier zu beenden und alles wieder beim Alten wäre? Uns war beiden irgendwo bewusst, dass es niemals, nienieniemals wieder so sein würde wie es war. Aber keiner von uns wagte es, dies laut auszusprechen. Einmal ausgesprochen wirkte es so endgültig. Genauso wenig sprachen wir über die Option des Abfliegens, zumindest noch nicht.
Gegen Abend entschieden wir, dass ich nun erstmal bei Melody bleiben sollte. Wir gingen noch kurz zu mir, wo Iain, mein damaliger Mitbewohner, unsere Villa bereits in eine Hochsicherheitsburg verwandelt hatte. Das eiserne Tor war verschlossen. Drinnen war er voll ausgestattet mit Essen und Trinken für mindestens eine Woche. Ich fand das etwas übertrieben. Packte meine sieben Sachen und zog dann mit Melanie von dannen. Auf der Straße war es nun erstaunlich still. Vor ihrem Haus, wo direkt der Midan Roxy lag, war ein übergroßes Aufgebot von Polizeiwägen, die wahlweise vorbeikommende Autos und Passanten kontrollierten. Wir durften ohne jegliche Kontrolle rüber. Ausländerbonus.
Langsam machte sich die Dunkelheit breit. Wir könnten uns ein Gläschen Wein und starrten vom Balkon runter auf den Midan. Schon ganz amüsant die Schutzpatroille da unten. Trotzdem konnten wir uns nicht sonderlich ausgelassen amüsieren und schon nach dem ersten Glas war ich platt von der Anstrengung und legte bin schlafen.....

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Gamal abdel Nassers Enkel

Man findet nicht viel über Gamal abdel Nassers Privatleben und das seiner Kinder. Außer von dem kürzlich verstorbenen (September 2011) Khalid abdel Nasser, der politisch aktiv war.

Ich sollte einen seiner Enkel kennenlernen. Den Sohn von Hakim, der Jüngste der Nassersprösslinge. 

Lustigerweise trägt er den gleichen Namen wie sein berühmter Großvater. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf.

Mir wurde der Nachfahre einfach als Jimmy vorgestellt. Das war im Oktober 2010. Ich hatte Geburtstag und hing im Tamarai.Weniger Feierwütig, dafür zugedröhnt mit Antibiotika, da ich ziemlich krank war.. Jimmy ist Anfang 20 und hat ziemlich viele Flausen im Kopf, ein echter Querkopf. Trotzdem ähnelt er seinem Großvater irgendwie. Ihm scheint die glitzrige Scheinwelt der gutsituierten 5-10% der Ägypter ziemlich egal zu sein. Im Gegenteil, er gehörte zu den wenigen, die niemals versuchten, mich mit ihren materiellen Besitzen zu beeindrucken. Ich denke, dass die Familie gar nicht mal unbedingt im Saus und Braus lebt.

Jimmys Famlie wohnt in Heliopolis, nahe dem Midan Roxy. Somit waren wir damals quasi Fastnachbarn. Statt in einer protzigen Villa lebt die Famlie in einer unscheinbaren Wohnung, irgendwo in einem von Kairos zahlreichen Blockhäusern. Die Wohnung selbst ist typisch ägyptisch eingerichtet. Wer schon einmal in Kairo war, weiß ,wovon ich spreche.

Statt moderner Instyle-Einrichtung, ist man beim antiken Stil geblieben.
Wobei das ägyptische Verständnis von einem antiken Stil sich deutlich von dem unterscheidet, was wir in der europäischen Welt als chic bezeichnen...
Man fühlt sich quasi wie in einem weniger geschmackvollen Antikgeschäft. Alles ist quer zusammen gewürfelt. Und natürlich überall Erinnerungsstücke an Gamal. Ein Foto hier, eine Vase mit Portrait dort.
Für einen Geschichtsfreak für mich ein wahres Abenteuerparadies. Ich konnte meine Neugier nur mit Mühe verbergen, als ich zu einem Wein- und Whiskeyabend vorbeischaute.

Tja, ansonsten ist der kleine Gamal ein typisches Paradebeispiel für einen Teenager a la American Pie. Auch wenn er die Phase eigentlich schon überwunden haben sollte.

Er feiert viel und gerne und nimmt Partys mit, wo es nur geht. Seine "Jungs" gehen über alles. Den Lebensstil kann er natürlich nur haben, weil er Student ist. Er studierte damals an der AUC.American University of Cairo. Natürlich Politikwissenschaften. Und auch wenn er ein ziemlicher Kindskopf war, sofern es um Politik ging und Ägypten, fingen seine Augen an zu glühen und er hielt ellenlange Vorträge. Über die Missstände im Land, über Mubaraks schlechte Führung, dass es Zeit für einen neuen Führer ist, wie toll Deutschland damals in einer gewissen Zeit war und natürlich von seinem Großvater, auf den er nie ein schlechtes Wort kommen ließ.

Sein mitreißendes und charismatisches Temperament hat er wohl dann doch von seinem Großvater.
Im glühenden Eifer erklärte er mir damals wie herrlich doch der Sturz Mubaraks sei. "Nun beginnt eine neue Zeit!Ein neues Ägypten!" Die anderen Jungs sahen das etwas anders, für ihre Väter ging es dadurch nämlich eher bergab...

Jimmy ging schließlich im Herbst 2011, kurz nach meiner Rückkehr nach Deutschland, nach London um dort seinen Master zu machen. Wir verloren seitdem den Kontakt. Soviel ich weiß, dank sozialer Netzwerke, ist er noch dort. Ich kann mir vorstellen und hoffe, dass er den Schritt in die Politik wagt. Falls er nicht den Fängen des Partylebens zum Opfer fällt.

Sonntag, 4. September 2011

Back to Cairo


Ich bitte alle Leser, die nun schon ungeduldig warten, um Verzeihung. Aber zu meiner Entschuldigung: Ich bin wieder zurück in meiner Wahlheimat und großen Liebe Kairo. Also kurzum, ich bin wieder Zuhaus.
Dumm ist nur, dass ich Ramadam nicht ganz auf dem Zettel hatte. Das große Hungern nimmt nun ein Ende und Eid steht an. Die Feier naqch Ramadam. Alle sind weg. Irgendwo am meer. Nur Mathilda ist noch hier.
Aber ich will nich klagen. Ich hab eine Wohnung für die 2 Wochen gefunden in Zamalek. Ich kann von hier sogar den Nil sehen.
Und ich liebe es durch die nun relativ leeren Strassen zu streifen und die Häuser zu begutachten. Das typische Panorama, was man in der Stadt sieht, mögen wohl Hochhäuser sein. Aber hier in Zamalek befinden sich wunderschöne alte Villen. Wohl noch von den Briten damals.
Heute dienen sie häufig als Botschaften.
Oder ich setzte mich in eines der Cafes und beobachte das bunte Treiben vor mir während mir die Sonne ins Gesicht lächelt.
Kairo mag im ersten Moment dreckig´, hektisch und laut erscheinen. Aber nimmt man sich etwas Zeit und lässt sich mitreissen, fällt der graue Schleier und man sieht all die Emotionen fast bildlich in den Straßen. Mal schweben sie wie Federn, mal fegen sie hindurch wie ein Wirbelsturm. Ich glaube, dass ist es auch, was ich hier so liebe. Ich meine Deutschland ist auch schön, aber halt viel stiller. Und leider auch etwas toter. Besonders im Winter. Hier spüre ich das Leben um mich, mit all seinen guten als auch seinen schlechten Seiten. Und ich spüre selber meine Emotionen und somit, dass ich lebe.
Den Pool hab ich natürlich auch ausgiebig besucht.  Einen Pool zu finden, der gut und nicht völlig überteuert ist, ist wirklich nicht leicht hier. Die Hotels verlangen meist eine Tagespauschale von 30 Euro aufwärts. Und da ich meistens sowieso nicht länger als 3 Stunden bleibe, lohnt sich das nicht.
Nun hab ich auch einen guten gefunden hinter dem World Trade Center. War gestern dort.
Deswegen bin ich jetzt auch krebsrot. Eid ist vorbei und alle kommen sie wieder.
Hab heute einen guten Freund von mir besucht.Libanese. Eigentlich hasst er Ägypter und regt sich immer über Kairo und alles auf.
Seine Eltern haben hier ein gutlaufendes Textilunternehmen aufgebaut. Pop21 oder so heißt das. Deswegen hängt er hier mehr oder weniger fest. Und ich glaube im tiefsten Inneren seines Herzen mag er es hier. Jedenfalls hat der Gute sich vor drei Monaten verlobt. Ich hab mich ehrlich für ihn gefreut. Es wurde Zeit. Der Gute sieht zwar nicht aus wie ein Adonis, aber dennoch hat er was und sieht meiner Meinung nach hübsch aus. Hinzu kommt eine ordentliche Portion Klein-Jungen-Charme. Mit dieser Combo haben die Männer gewonnen hier. Schönheit ist ,ich muss es leider so sagen, nicht besonders verbreitet unter der männlichen Hälfte der ägyptischen Bevölkerung. Ich glaube, deswegen versuchen die Männer auch immer mit Prahlerei und Geld zu kompensieren.
Naja, die Dutzend gutaussenden Jungs haben also quasi freie Wahl und benehmen sich halt auch derartig. Ebenso der werte Libanese. Deswegen wurde es Zeit, dass er keine Frauenherzen mehr wahllos bricht, sondern sich endlich zur Ruhe setzt.
Also Heirat. Oder halt auch nicht. Er hatte die  Verlobung vor einem Monat rückgänig gemacht.
Respekt Der Gute schien im Zwiespalt. Glücklich über die wiedergewonnene Freiheit und verwirrt, wie er es so in den Sand setzten konnte.
 Also musste Abhilfe geschaffen werden. Mit Whiskey. Ich trank aus Mitleid und Anstand mit und lieh ihm mein Ohr.
Dafür ist morgen wieder Pool geplant. Ich wünschte,ich könnte noch ein Jahr hier verbringen, so unbeschwert und sorgenfrei.
Ach,Kairo, wie sehr hast du mir gefehlt!Warum hatte ich dich eigentlich verlassen?

Mittwoch, 24. August 2011

Kairos Revolutionssong macht mich sentimental

Also erstmal vorweg,fuer alle die den Song " Sout al Horeya" nicht kennen:

http://www.youtube.com/watch?v=PAEt6QJJi-c&feature=related

Als ich noch in Kairo war, ist mir der Song ziemlich auf die Nerven gegangen. Man hat ihn in ungefähr jedem Taxi Kairos gehört. Sogar am Abend in den Nachtclubs gab es kein Entkommen. Sout al Horeya untermauert mit schallenden Beats. Tanz- und Feierlust hat das bei mir nun wirklich nicht ausgelöst. Die Ägypter sind jedes Mal ausgerastet vor Begeisterung.Ich summte innerlich jedes Mal Marmor,Stein und Eisen bricht.Keine Ahnung wieso. Gegenreaktion.

Aber ja, jetzt wo ich mich weit entfernt von Kairo aufhalte und durch Zufall den Song hörte,da trieb es mir ein einsames Tränchen ins Auge.
Klar,bin ja in weniger als einer Woche dort. Aber nochmal die Bilder der Revolution zu sehen und an die Zeit erinnert zu werden.
Ja,mein letztes Jahr war ziemlich verrückt,aber es war eine gute Zeit! Ich hatte eine super Zeit in Kairo und ich will die Zeit nicht missen,auch wenn sie was selbstzerstörerisches an sich hat.

Also ja,ich wollte nur mal schnell den Song posten. Für all die Leser, die diesen Song nicht kennen. Das ist der Revolutionssong für Ägypten:-)

Nun sollte ich aber mal geschwind mit der Arbeit loslegen. Sonst fliegt meine grenzenlose Faulheit am Ende doch noch auf...hahaha.

Mittwoch, 3. August 2011

Mubarak vor Gericht?

Wie ich gehört habe, wird der Hosni heute doch tatsächlich vor das Gericht geschleppt. Dort will man ihm dann angeblich die Hölle heiß machen. Mich hat das alles etwas gewundert. Besonders das die alte Mumie es überhaupt noch von Sharm el Sheikh nach Kairo geschafft hat...
Irgendwie hat es mich aber auch berührt. Damit wurde noch einmal deutlich, daß es vorbei ist mit der alten Zeit. Ehemalige Helden werden nun vor Gericht verurteilt. Ihre einstigen Werte und Ideale verhöhnt und auf Schärfste verurteilt. Nun werden neue WInde wehen und neue Werte zählen.  Für Ägypten bricht eine neue Zeit an. Leider weiß niemand so genau, wie diese Zeit wohl aussehen wird.

Klar haben viele Menschen gelitten unter Mubarak. Wir Europäer jedoch hatten zumindest ziemliche Narrenfreiheit. Abgelaufene Visa, Touriresorte und so.Alles kein Ding.
Ich hab sogar mal gehört, dass einem Europäer, der mit Drogen erwischt wird, nichts geschehen kann.Ob das stimmt, weiss ich aber nicht ganz so recht. Zumindest konnte man sich gewiss frei kaufen.
Durch die Korruption waren ohnehin viele Dinge möglich, die in anderen Ländern undenkbar sind. Beonders was den Verkehr betrifft. Natürlich sind solche Systeme nicht fair. Aber mal ehrlich, was ist schon fair? Ábgesehen davon hat sich der eine oder andere hier auch bestimmt bei so einigen Malen Falschparken gewünscht, dass er oder sie sich einfach mit einem Scheinchen aus der Misere freikaufen kann, statt den ganzen Bürokratiekram über sich ergehen zu lassen.
Ich sage also nicht, dass Korruption an sich gut ist. Ich sage nur, dass es durchaus auch seine Vorteile haben kann.
Und nun? Nun wird es schon schwierig so ein blödes Visum zu bekommen, geschweige dann einen Arbeitsplatz.
Naja, ich drücke Ägypten natürlich die Daumen bezüglich seiner Zukunft. Mein Wunsch ist es jedoch, dass es einfach wieder so wird, wie es einst gewesen ist. Ohne Demos, ohne Stress oder Angst vor Gewaltübergriffen.

Ja, dass wünschte ich mir heute, während ich Ausschnitte über Mubaraks Prozess auf AlJazeera verfolge....

Sonntag, 17. Juli 2011

Neue Visaregelungen in Ägypten

Eine Freundin erzählte mir heute von einer neuen Visaregelung in Ägypten. Zwar kann man normal einreisen und das Tourivisum für einen Monat am Flughafen bekommen, danach siehts jedoch nicht so gut aus. Verlängerungen sind nur noch durch Zertifikate STAATLICHER Unis möglich (die icherlich kein Ausländer freiwillig besucht,wenn er nicht muss...) oder durch den Arbeitgeber, was aber auch relativ schwireig zu handhaben ist.
So ihre Worte. Ich wollte es erst nicht glauben. Ägypten kickt un aus dem Land? Warum denn das?
Tja,ich betrieb Research, auf der ARbeit natürlich, und siehe da, die gute Freundin hatte recht!
Und der Grund dafür ist, dass wir den Ägyptern die Arbeitsplätze wegnehmen....
Ok, es stimmt tatsächlich, dass ich die ARbeit erledige, für die man sont 5 Ägypter benötigen würde. 30 % der Arbeitsplätze sind von Ausländern besetzt.
Und nun sollen stattdessen Ägypter dorthin gesetzt werden??
Ist ja schön und gut, aber meiner Meinung nach wird das genau 2 Auswirkungen haben:
1.Die Produktivitätskurve der meisten Firmen wird drastisch sinken. Ich will damit nicht behaupten, dass alle Ägypter faul sind. Ich denke nur, dass die Arbeitsmoral im Allgemeinen etwas lockerer und entspannter ,leider aber auch unproduktiver ist...

2. Habe ich vielleicht einem (oder 5) Einheimischen den Arbeitsplatz geraubt. ABer dafür haben als genügend Taxifahrer, Kioskhändler, Restaurants, Bars und Bettler Profit gemacht dank mir und vielen anderen Ausländern. Mal ehrlich, was ich allein an Geld für die doofen Taxifahrer gelassen hab entspricht bestimmt dem durschnittlichen Monatsgehalt eines ägyptischen Ahmed-Normalverbrauchers...

Wen es interessieren sollte:
http://thedailynewsegypt.com/people/egypts-long-term-tourists-may-be-forced-to-leave.html

Montag, 27. Juni 2011

Kairo Revolution

Hier Fotos von der Revolution in Kairo.
Für weitere Bilder musst du einfach das Bild anklicken:

Revolution in Kairo

Es kommt spät,aber irgendwann muss ich ja mal meine Revolutions-Geschichte auspacken!

An diesen Tag musste ich ehrlich gesagt noch so einige Male denken. Zunächst war mir gar nicht bewusst, was ich da eigentlich miterlebt hatte. So ein gewaltiges Erlebnis. Und mir war auch nicht bewusst, iniefern so ein Ereignis mich selber prägen würde.

Aber erstmal die Geschichte an sich:
Bereits am Donnerstag Abend vor dem großen Ausbruch bemerkte ich kleine Anzeichen. Ich war mit Melody im Tamarai. Für einen Donnerstag Abend war es erstaunlich leer. Natürlich hatten wir bereits von den Ankündigen und Vorwahrnungen eines großen Aufmarsches gehört. Nahmen diese Ansage aber weiß Gott nicht ernst. War doch alles bloß Gequatsche. Die anderen Ägypter schien es ernster genommen zu haben. Die alten Feiglinge. So war das Tamarai an diesem Abend überwiegend gefüllt mit Libanesen. Die sind ja bekanntlich katastrophen-resisdent und gehen selbst bei schlimmsten Bombenhagel noch feiern.

Am nächsten Morgen wachte ich auf und zwar mit dem freudigen Gefühl mein Wochenende zu starten. Heute Abend war ein nettes Dinner geplant.Ich freute mich schon tierisch.
Hoffentlich bleibt alles ruhig.Waren ja Demos angekündigt.Aber ich dachte,dass die Ägypter sowieso lieber vor dem Fernseher bleiben als sich auf die Straßen zu wagen. Sowas machen die nicht.
Tja,mit dieser Vermutung sollte ich voll daneben liegen.

Erstmal stellte ich fest, dass mein Handy nicht ging. Irgendwie war das Netz weg. So ein Mist,wollte ich mich doch mit der Melody, meiner deutschen Bekanntin, treffen. Die wohnt ja gleich eine Strasse weiter. Ich verfluchte mein Handy und wollte zu Facebook, um so ein Blick auf die Außenwelt zu erhaschen.
Kein Internet! Was zur Hölle war bloss los heute mit der Technik?
Ist ja wohl nicht wegen der blöden Demo ,oder? Ohne jeglichen Zugriff zu Informationen über das aktuelle Gesehen draussen, fühlt man sich echt abgeschnitten von der Welt. Ich beschloss also mich aus den Bett zu bewegen und persönlich bei Melody vorbeizuschauen. Vielleicht wusste die ja mehr.
Schließlich befand ich mich vor meiner Haustür. Meine kleine Nebenstrasse endete an einer Hauptverkehrstrasse. Schon vor der Haustür roch ich, dass etwas in der Luft war. Die Luft hatte etwas schneidendes. Und eine ganz komische Spannung lag in ihr. Ich glaube, dass solche Extremsituationen unsere Urinstinkte wieder zum Vorschein bringen.
Ich maschierte, das Unglück witterend, zur Hauptstrasse. Von dort hatte ich Menschen irgendwelche Parolen rufen gehört.
Ich hielt erstarrt inne. Die Straßen waren überfüllt. Diesmal nicht von Autos, sondern von wild demonstrierenden Menschenmassen.
Und das hier,in Heliopolis!Heliopolis,mein Ortsteil,ist ein friedlicher Vorstadtbezirk, weit weg vom Tahirplatz und dem Zentrum!
Ich war etwas hin-und hergeriseen zwischen Angst und Neugier. Solte ich zurück? Oder zu Melody. Nach Hause ging auf keinen Fall. Noch eine Minute abgeschottet von allem würde ich nicht packen. Außerdem wollte ich endlich wissen, was hier vor sich ging.
Mit dem Taxi sah ich keine Chanche jemals aus Heliopolis rauszukommen.
Aber mit der Metro. Normalerweise benutze ich nie die Metro.Empfielt sich nicht beonders als Ausländerin. Aber heute machte ich eine Ausnahme.Und ,siehe da,niemand beachtete mich auch nur ansatzweise. Alle waren aufgeregt und unterhielten sich angeregt. Auf Arabisch natürlich....
Je näher wir dem Tahier kamen, desto mehr Menschen mit weißen Tüchern vor Nase und Mund kamen ins Abteil gestürzt. Das machte mich dann schon leicht panisch. Vielleicht war meine Indiana Jones-mässige Exkursion gen Tahrir doch nicht so klug gewesen.

Direkt an der Station des Platzes machte dir Bahn jedoch keinen Halt,sondern fuhr einfach weiter. Die Station war gesperrt worden. Also stieg ich eine weiter aus, bei der Saida Zaghloul.
Kaum hatte ich den Ausgang erreicht, versuchte ich mich auf den Weg zum Tahiriplatz zu machen.
Das war gar nicht so leicht, vor den meisten Strassen patrollierten Polizeistaffeln und es gab kein Durchkommen. Ansonsten alles ruhig, beängstigend ruhig. Die sonst mit Autos vollgestopften Straßen waren plötzlich gespentisch leer. Hätte nur noch der rollende Heuballen gefehlt.
Und die Luft war seltsam, irgendwie beißend. Die Leute hielten sich Taschentücher vor den Mund. Komisch.

Den Grund dafür fand ich ziemlich bald. Nach etwas leisem Umherschleichen durch die verlassenen Geisterstraßen, stieß ich plötzlich wie aus dem Nichts in eine Riesentraube von Zivilisten, die sich einen Kampf auf mittlerer Distanz mit der Polizei lieferten. Ich wusste im ersten Monent gar nicht, was ich nun tun sollte. Um mich herum herrschte Panik und Chaos. Menschen schrien, rannten und tobten. Sie schmissen mit Worten und Steinen, die Polizei antwortete schnell und heftig. Mit Tränengasraketen. Daher das fiese Jucken in meinem Gesicht.
Wie aus dem Refelx zuckte ich meine Kamera und statt wegzulaufen, wie es vernünftige Menschen tun, knipste ich drauf los.
Trotz des Gerangels gab es Ägypter, die mir eines ihrer  netten "Welcome to Egypt"-Phrasen zuriefen. Irgendwie schien sie das Gas weniger zu jucken. Mich beruhigten sie dabei auch etwas. Angst hatte ich jedenfalls keine. Eher einen Stoß Adrenalin, der mich weiter voran trieb zum Tahirplatz.

Ich ging weiter und stieß immer wieder auf neue Strassenkämpfe. Nicht unweit vor mir fielen plötzlich fünf Polizisten auf einen Demonstranten ein. Es war schrecklich. Man konnte nicht viel sehen, aber den Schreien nach zu urteilen, richteten sie ihn übel zu.  Irgendwie war das komisch. Nicht die Prügelei an sich, sondern dieses Ungleichgewicht. 5 mit Schlagstöcken bewaffnete Polizisten, die wie im Blutrausch auf den armen Mann eindroschen. Vielleicht irgendein unschuldiger Familienvater.
Ich zog weiter.
Als ich schon relativ nahe am Tahir dran war, eskalierte die Situation plötzlich. Auch wenn sich die Menschenmasse hier einen Fernkampf mit der ca. 200 m entfernten Polizei lieferte, wurden dieses weitaus aggressiver. Es flog quasi eine Tränengasrakete nach der anderen.
Plötzlich hörte ich Schüsse fallen und die Masse setzte sich panikartig in Bewegung. Menschen rannten an mir vorbei und schrien mir irgendetwas auf Arabisch zu. Auch wenn ich nichts verstanden hatte, war ich mir sicher, dass es an der Zeit war nach Hause zu fahren und zwar SCHNELL! Die Metrostation vor mir war verriegelt. Panik!Und nun? Wohin?  Ich lief nicht, ich rannte!
Ich rannte auf der Suche nach einer ruhigen Nebengasse, weg vom Tumult. Ich weiss bis heute nicht wo ich gelandet war,aber es war still und einsam und ich bekam Angst.
Wenn was passiert, dann würde mir die Polizei jetzt gerade ganz sicher nicht helfen!
Nach einer geschlagenen halben Stunde erbarmte sich endlich ein Taxi mich nach Heliopolis zu bringen.
Dort ließ ich mich bei Melody absetzten und wir zwei hingen für die kommenden Tage in ihrer Wohnung fest.

Samstag, 11. Juni 2011

Nostalgia Night mal anders

In Ägypten gibt es ja nicht besonders viele Optionen wenn es ums Feiern geht.
Clubs, in denen man normale Aegypter trifft, gibt es ungefähr 2. 35 im Four Seasons und Tamarai. Meine alte Mitbewohnerin und ich gingen meist in einen dieser Clubs  (oder zu beiden in einer  Nacht).
Dienstag Abend gab es leider nur eine Option: Tamarai. Nostalgia Night hieß das Motto.
Wir beiden fanden es ziemlich unerträglich.Und eigentlich mochte es niemand , außer Beltagy. Der Clubbesitzer und Erfinder dieses Abends.
Hier in Beirut hatte ich am Donnerstag meine ganz eigene Nostalgia Nacht.
Die Nacht der nostalgischen Getränke. Nach der Arbeit hing ich mal wieder im Supermarkt ab (ich liebe Supermärkte,die beruhigen irgendwie meine Nerven!) und was fand ich? Smirnhoff Ice! Wer ungefähr mein Baujahr ist,erinnert sich noch gut an die Alcopops von früher.
Oh man, dass waren Zeiten.Zu Ushers "Yeah Yeah" wurde getanzt und Smirnhoff Ice oder Barcardi Rigo geschlürft.
Dann hat das deutsche Recht einen Strich durch die Rechnung gezogen.Keine Alkopops für Jugendliche,zu gefährlich sei das!
Tzzz, irgendwie gab es denn eine Sondersteuer auf die Dinger und man sah sie nie wieder.

Naja, jedenfalls, kam die alten Erinnerungen so hoch und ich beschloss mir eine Smirnhoff Ice flasche zu gönnen.Was für ein nostalgisches Erlebnis!
Später am Abend,nach dem Alkopop, beschloss ich spontan noch auszugehen.Ich war mit Anis und seinen Freunden unterwegs. Irgendwann beschlossen wir Baileys zu trinken!
Der gute Baileys! Das letzte Mal hatte ich Baileys im Jahre 2008. Meine alte Mitbewohnerin hatte damals einen Freund, der am Wochenende immer nach London ausflog und wir hingen in seiner Wohnung ab. Ausgehen durfte sie dann nämlich nicht. Meine Mitbewohnerin wurde mit Baileys beschenkt, den wir dann tranken und in der Wohnung rumtanzten. Man war das lustig. Irgendwann erfuhren wir ,wieviel Kalorien eine Flasche hat. Es sind 2300 Kcal! Seitdem nahm die Baileys-Ära ein schnelles Ende.
Ich trank also in Beirut meinen Baileys und tauchte gleich in meine zweite nostalgische Erinnerung. Diese Art von Nostalgia Night ist jedenfalls weitaus netter!

Dienstag, 31. Mai 2011

Abschied nehmen

Langsam rückt der Auszug immer näher!
Hab heute endlich mein Flugticket von meiner neuen Firma erhalten. Mittwoch morgen geht es mit dem Flieger nach Beirut. Dort soll ich vier Tage verweilen. Danach soll es dann weiter gehen in meine neue Welt. Die Welt in Erbil. Nordirak.
Langsam packt mich auch die Nervosität! Ich bin ein wandelnes Gefühlschaos.
Meine Mitbewohnerin und beste Freundin hier, die Melody,  ist gerade ins Taxi gestiegen. Sie fliegt ebenfalls ab. Nach Deutschland.Und was zurück bleibt bin ich,einsam und allein in der Wohnung!
Ein komisches Gefühl! Bin ziemlich traurig und weiss ,dass die Partyzeiten hier bald vorbei sind.
Gut,ich komm ja sicher wieder,aber trotzdem. Mir ist zwar schon klar,dass in Erbil nicht soviel Halligalli sein wird, aber irgendwie hab ich Riesenangst,dass ich meine Entscheidung noch bereuen werde....
Aber nun gibt es kein zurück mehr und ausserdem ist es an der Zeit etwas Neues auszuprobieren!Vielleicht gewöhne ich mich ja schnell an die neue Häuslichkeit und meine Mitbewohner sind nett!
Und das Beste wäre ja noch ein Freund!
Oder zumindest etwas, bei dem ich etwas Liebe und Zuwendung bekomme....Gott ,kling ich verzweifelt!Und dabei hab ich nicht einmal meine Tage!
Jedenfalls kommen die Mädels morgen nochmal um meine Sachen durchzustöbern und ich verbring die letzte Nacht bei denen.
Plus ich geh morgen das letzte Mal ins Tamarai. Geburtstag.Und die 4 Tage Beirut werden wohl auch nicht übel sein.Also alles paletti.Ach,jetzt ergeht es mir gleich viel besser:-)

Montag, 23. Mai 2011

Warten auf den Aufbruch

Mich trennen noch einige tausende Kilometer und 2 einhalb Wochen von Erbil.
Dafür, dass ich vor ca. 3 Wochen noch nicht einmal wusste, dass ich jemals plane in den Norden Iraks zu gehen eigentlich nicht schlecht.
Zur Zeit verbringe ich mein Auslandssemester in Kairo.Ich bin seit Juli 2010 hier.Aber Kairo und ich haben sich schon 2007 gefunden.Ich liebe die Stadt.Trotz ihrer ungehobelten Männer,ihres Drecks und Verkehrs und der Revolution.Das mag auch dadran liegen, dass ich ein komplett anderes Leben hier führe als die meisten Ausländer.Statt in Shishabuden abzuhängen halte ich mich in netten Bars und schicken Clubs auf.Aber seit einer gewissen Zeit hab ich es über.All die Partys, all den Spass und all die Leute.Ich bin hungrig nach einem neuen Abenteuer.
Und dann kam wie ausm Nichts der Job den ich bei Craiglist fand. Sales Executive in Erbil gesucht.Ok,verkaufen ist nicht gerade eines meiner Lieblingsbeschäftigungen und um ehrlich zu sein weiss ich selber nicht, worauf ich mich da eingelassen habe.
Nun sitze ich mit meinem Laptop in enem von Zamaleks unzäligen Cafes und warte auf meine Flugdetails.Erst geht es für eine Woche nach Beirut zum Training,dann weiter nach Erbil.Ich denke ,dass mein Flug am 1.5. sein wird.Die Firma geht davon aus,dass ich mindestens für 6 Monate bleiben werde.Ich muss jedoch im Sep abhauen.Uni ruft.Ist zwar blöd von mir,aber geht nicht anders.Meine Uni weiss auch nichts von meinen neuen Plänen
Und ich hab keine Pläne was Erbil betrifft.Vielleicht sollte ich mal Research betreiben...So vergeht die Zeit auch schneller bis ich endlich die Details wegen meines Fluges erhalte....

Sonntag, 10. April 2011

Aus Gouna wird Zamalek

Hallo liebe leute,

endlich gibts mal wieder ein Lebenszeichen von mir!
Der Traum von Gouna wurde erstmal bis auf weiters verschoben.Aber trotzdem gab es einen postiven Wandel. Ich wohn jetzt nämlich nicht mehr in meiner Heliopolisvilla, sondern auf derIinsel der Freiheit: Zamalek!
Ein Traum,die Lebensqualität ist um mindestens 100% gestiegen!
Natürlich fiel es mir schwer meine letzte Unterkunft zu verlassen. Die Wohnung in Heliopolis war ein Traum. Ich und Iain, der britische Lehrer und mein ehemaliger Mitbewohner, bewohnten zusammen 250 m². Die Wohnung befand sich in einer Altbauvila. Die Besitzerin war eine alte und unglaublich nette Frau. Wir hatten einen Garten, eine Dachterrasse und unzählige Balkone. Die Wohnung war wunderschön und ich vermisse sie ein bisschen.
Meine jetzige Wohnung ist dagegen weitaus kleiner und weniger schön. Die Mölbel sind gräßlich und der Bawab unten nervt mich jetzt schon. Sowas hatte ich in meiner alten Bleibe nicht. Da konnte kommen, wer wollte. Hier ist männlicher Besuch strengstens untersagt. Ist aber ok. Dafür wohne ich jketzt mit Melody zusammen. Und ich genieße diue Freiheit. Ich kann wieder T-Shirts tragen, in den Straßen umherwandern und eigentlich habe ich alles hier. Ich bräuchte mich theoretisch überhaupt nicht mehr von der Insel bewegen.
Mit meiner Arbeit hab ich auch die Lösung gefunden. Ich habe, auch wenn es mir schwer fiel, bei Sehlhoff gekündigt. Der Weg wäre wirklich zu stressig. Stattdessen arbeite ich jetzt für eine Textilfirma. So kann ich mit Melody gemeinsam fahren. Sie arbeitet nämlich auch dort.

Dienstag, 22. März 2011

Die Muslimbrüder greifen zu!

So,liebe Freunde der Politik,wie ihr wisst interessiert mich das Thema ja null,abernun muss ich doch mal über das politische Geschehen im Lande berichten.Die deutsche Presse und der Rest der westlichen Welt scheint das ja irgendwie verpennt zu haben:
Also kurz zur Vorgeschichte, es ging in Ägypten um die Verfassung.Es gab eine Volksabstimmung dadrüber ,ob eine neue Verfassung in Kraft treten soll oder nicht.
Was heisst das?
Also tritt eine neue Verfassung jetzt sofort in Kraft ist der Weg zur neuen Wahlen frei. Klingt gut, aber leider haben dann neue Parteien keine Chance sich zu etablieren.Was bleibt übrig? Die alten Kräfte,also die NPD oder die Muslimbrüder.
Wer gegen die neue Verfassung stimmt, zögert so die Partei-und Präsidentswahlen raus und es gibt eine Chance für neue Parteien (die vielleicht sogar die Trennung von Kirche und Staat befürworten).
Gegen die neue Verfassung waren besonders de jungen Ägypter, die auch gegen Mubarak protestiert haben und den Fortschritt Ägyptens befürworten.
Für die neue Verfassung zu stimmen, dazu haben neben den alten Mächten besonders die Muslimbrüder aufgerufen.
Das Ergebnis ist heftig:
Rund 77 % folgtem dem Aufruf und stimmten für die neue Verfassung.Wenn diese 77% dann auch bei der Wahl der neuen Regierung ihre Stimme abgeben, dann heisst es Freiheit ade.Muslimbrüder üernehmen.
Was das für uns bedeutet?mhm, Hassan Al-Banna,der Gründer der Jungs, meinte schon in einem Interview, dass die Zeiten mit Bikinis am Strand und so für uns passe ist.Alter Spielverderber.

Mittwoch, 16. März 2011

Die Errungenschaften der Revolution

Alle sind euphorisch.Die Ägypter empfinden angeblich das erste Mal nationalstolz!
So ein Humbuck.Wer hier lebt, der weiss wie sehr Leute ihr Vaterland in den Himmel loben. Das war auch schon vor der Revolution so.
Die Armee scheint aus Göttern zu bestehen.
Die Küche ist das beste, was der Gaumen je bekam.
Die Männer könnten alle für Tom Ford arbeiten,als Model natürlich.
Und natürlich der Tanz. Da kann niemand mithalten. Ist klar.
Scheinbar ist mir das alles entgegen. Weder befand ich Koshari, also das Traditionsgericht Ägypentens, sonderlich schmackhaft, noch empfinde ich die ägyptische Nation als sonderlich attraktiv. Ein Freund  (er ist selber Ägypter), sagte mal, dass die Ägypter das hässlichste Volk überhaupt sind. So drastisch hätte ich es niemals gesagt, aber...
Naja, und zum arabischen Hüftengeschwänge muss ich wohl nichts sagen.

Jedenfalls freut sich hier fast jeder über die Revolution. Ausser die Christen.Die haben jetzt nämlich Muffensausen wegen der Muslimbrüderschaft.

Ok,lieber Ägypter: Hier die Folgen der Revolution aus meiner Perspektive:

1.Ausgangssperre ab 12 Uhr

2.Mehr Stau (als ohnehin schon),weil ja jeder vor 12 alles erledigt haben muss

3.Die Wirtschaft ist in einem noch desolateren Zustand als sie ohnehin schon war.

4.Die Währung "schmiert ab".

5.Die Touris kommen erstmal nicht

6.Die Regierung kann wahrscheinlich die Gehälter nicht zahlen

7.Im schlimmsten Fall sitzen bald die Muslimbrüder an der Macht
8 Ägypten ist verschuldet.

9.Es gibt immer noch Proteste, die wiederum den Verkehr lahm legen....

10.Ob die Amis weiterhin so grosszügig sind steht auch in Frage....

Es ist ja nicht so,dass ich die Revolution nicht gut heiße.
Im Gegenteil,ich glaube,dass ein Wandel unumgänglich war und das Land sowas brauchte,um sich weiterzuentwickeln.
Dennoch:  Liebe Leute ,spart euch die  Revolutionssticker am Auto und fangt lieber an euch über Ägyptens Zukunft Gedanken zu machen,die schaut nämlich zumindest in den kommenden Monaten nicht so rosig aus....

Deswegen verzieh ich mich ja auch nach Gouna.In der kleinen Plastic-Fantastic-Welt lacht die Sonne und um Dinge wie die Revolution und ihre Auswirkungen kümmert man sich nicht,wenn man am Meer liegt.....

St.Patricks Day in der irischen Botschaft

Hallo meine liebe Freunde mit diversen Bildungslücken,
Ich habe mal wieder eine bei mir entdeckt.Warum feiern die Iren eigentlich immer diesen St Patricks Day? Ok,eigentlich war es mir immer schnurz. Einige wissen ja noch nicht einmal,warum man Ostern feiert....
Bis ich gerade via Mail eine Einladung erhielt.Die irische Botschaft will mich anscheinend beim St Paddys Day feiern dabei haben. Die Einladung stammte von Connor. Er ist Sohn des Botschafters und macht irgendein Graphikdesignkram. Aber eigentlich ist er vom Beruf Sohn. Der Rest ist Tarnung, nehme ich an. Connor ist eigentlich ein netter Kerl und ab und an ganz witzig. Aber eigentlich bereue ich es jedes Mal, wenn ich ihn und sein siamesischen Zwilling Kalim treffe. Manchmal frage ich mich,ob die beiden ein Paar sind. Hab die beiden noch nie getrennt gesehen. Während der Revolution packte der kleine Kalim, der bei der UNO arbeitet, seine Köfferchen und suchte Unterschlupf bei Connor. Wie süß. Naja, jedenfalls sind die beiden die größten Geschichtenerzähler die ich kenne. Erzählt einer eine Story, hat der nächste immer noch eine heftigere Geschichte auf Lager. Das ganze schaukelt sich dann hoch bis ich kurz vorm Schlafkoma stehe. Und nun darf ich zu der Party und hab keinen Plan, warum man das feiert. Gut,dass es Google gibt:

Wer war eigentlich der Heilige Patrick?
Geboren wurde er unter dem Namen Maewyn. Wo und wann er das Licht der Welt erblickte, weiß man nicht so genau. Man vermutet so um das Jahr 382 irgendwo in Schottland. Maewyn wurde heidnisch erzogen und wuchs in Wales auf. Als er 16 war, wurde das Land von marodierenden Iren heimgesucht, die ihn entführten und als Sklaven in ihrer Heimat verkauften. Hier in den bittersten Stunden seines Lebens fand er –der Heide- Trost im Christentum. Nach ungefähr sechs Jahren Sklavendasein erschien ihm ein Engel, der ihn zur Flucht aufforderte. Maewyn floh und fand Zuflucht bei Mönchen in Auxerre. Die folgenden 12 Jahre verbrachte er hinter Klostermauern. Hier im Kloster wurde Maewyn zum Priester geweiht und wurde auf den Namen Patrick getauft. Seine Lebensaufgabe sah er fortan darin, die Heiden zu bekehren. Er gründete Klöster und Schulen und war in seiner missionarischen Aufgabe sehr erfolgreich. Dreißig Jahre diente er der Kirche und am Ende seines Wirkens hatte er ganz Irland christianisiert

Wo ist Hosnì?

Momentan fragen sich alle und jeder,wo der Herr Mubarak mit Anhang verschollen ist.Einige vermuten ihn in der Russenhochburg Sharm el Sheikh,andere sagen er ist in seine fürstliche Behausung nach Kairo zurückgekehrt.Wieder andere sagen,er befindet sich längst im Ausland.Saudi Arabien ist er.Nee,in Israel.Ah,ja,sicherlich.
Mir ist es ehrlich gesagt ziemlich schnuppe ,wo Mr Mubarak sich derzeit aufhält.Vielleicht hält er sich schon längst im Jenseits auf?!So alt und gebrechlich wie der ist
Sicherlich kennt jeder das Buch "Wo ist Walter?"

Für all die, die eine verkorkste Kindheit hatten und " Wo ist Walter?" nicht kennen:
Wo ist Walter? ist eine Kinderbuchreihe des Briten Martin Handford. Die Bücher enthalten eine Reihe großformatiger, detailreicher Zeichnungen, auf denen die Figur Walter zu finden ist. Auf den Bildern sind jeweils hunderte von Menschen zu sehen, zum Beispiel Stadtszenen, Jahrmärkte oder überfüllte Strände. Walter ist immer mit einer Brille, einem rot-weiß gestreiften Pullover und einer Pudelmütze bekleidet.

Im britischen Original, in Italien und in Spanien heißt Walter Wally, in Nordamerika Waldo, in Frankreich Charlie, in Norwegen Willy sowie in Dänemark Holger.

Nun wird es wirklich Zeit für eine ägyptische Version: Wo ist Hosni? Hehe Ich sollte meine Idee patentieren (oder wie man das nennt) lassen und an Kinderbuchverläge hier verkaufen.
Der Haken ist nur ,dass es hier keine Kinderbuchverläge gibt glaub ich.Würd mich wundern,wenn es überhaupt ein Buchverlag gibt,muhahaha




Mein asoziales Gen

Ja,ich gebe es zu. Ich neige gelegentlich zum asozialen Handeln. Kurzum ich hab ein asoziales Gen in mir:  Dieses Gen läuft besonders hier auf Hochtouren.
Woher ich das weiss?Kurzer Rückblick auf meine Verhaltensweisen in den letzten 24 Stunden:

Nach der Arbeit bin ich erstmal ins Taxi gehechtet und mit mir eine Tonne Stress.Wie baut man Stress ab? Richtig,mit ner Kippe.
Dumm nur, wenn man sich in einem arabisch-muslimischen Land befindet. Denn hier  ziert es sich null für das weibliche Geschlecht in der Öffentlichkeit Nikotin zu konsumieren.
Am Anfang, wo ich noch peinlichst genau dadrauf bedacht war, um Gottes Willen bloß nicht in irgendein kulturelles Fettnäpfchen zu treten, hätte ich mein Schmacht wahrscheinlich eher noch durch das Kauen puren Tabaks gestillt, statt öffentlich zu qualmen.
Mittlerweile interessierten mich die kulturellen Gepflogenheiten etwa so sehr wie ein Sack Kartoffel, der in China steht. Mal ganz ehrlich, auf meine Kultur nimmt hier auch kein Mensch Rücksicht. Und wenn ich eine Zigarette rauche belästige ich damit ja niemanden. Und selbst wenn, ich werde permanent belästigt. Mit Blicken, mit Worten, teilweise mit Verfolgungen, die jenseits des Witzigen liegen. ´
Da nimmt auch niemand Rücksicht auf ein armes, verschrecktes Mädchen, dass keine Ahnung hat, wie es sich gegen diese täglichen Belästigungen wehren kann. Außer mit dem Rauch einer Zigarette in aller Öffentlichkeit.
Also zog ich genüsslich an dem Glimmstengel und liess den Feierabendverkehr über mich ergehen.

Als mein Telefon plötzlich losklingelte und ich den Namen einer Bekannten aufleuchten sah,erstarrte ich zu Eis. Nicht weil ich sie nicht mag. Im Gegenteil, wir sind sehr gut befreundet. Ich hab nur keinen Bock zu quatschen.Nach der Arbeit will ich nicht reden. Nach der Arbeit will ich meine verdammte Ruhe.
Aber meine Bekannte liess nicht locker. Beim zweiten Versuch wollte ich das penetrante Stück wegdrücken.
Leider tat ich das nicht, stattdessen nahm ich aus Versehen das Gespäch an.Scheisse.
"Naaaaa,wie geht es dir?Was gibt es neues?"
"Nichts,hab gerade Feierabend."(Ich dachte das wäre ein deutliches Zeichen )
"Echt ? Wie cool.I ch hab gerade voll Stress mit Mahmoud!"
 (Gott, bitte nicht jetzt.Beziehungsprobleme im Halbschlaf analysieren geht gar nicht klar. –)
"Er ist so gemein zu mir.Er versteht mich einfach nicht..... "
Ich dich leider auch gerade nicht. Und statt ihr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, liess ich wieder mein asoziales Gen zum Vorschein kommen. –brzzz,bling,krzzzzzz.....oh,sorry ,Funkloch! Und zack,aufgelegt und gleich mal zur Sicherheit das Handy abgestellt. Selbst Schuld,hätte sie sich einen Karl oder Franz gesucht, dann hätte sie jetzt auch nicht diese interkulturellen Krisen.
Naja,irgendwie tat es mir schon etwas leid. Aber Schlaf geht vor. Ich war so erschöpft, dass meine Energie es nicht mal schaffte, um mich zum Supermarkt zu schleppen. Egal.
Zuhaus angekommen stellte mein Magen fest,dass es ihm nicht egal war.Ich lag im Bett,aber an Schlaf war nicht zu denken.Ich hatte Hunger,aber nichts im Haus.Kurz nachdenken.
Die Cornflakes meines Mitbewohners konnte ich nicht stibitzen, schliesslich hatte ich schon heute morgen eine Portion aus seiner Packung.Chipsy? Ok,warum nicht.Als ich nach der Tüte griff, war sie leer.Verdammt, ich hatte mir gestern  mitten in der Nacht die Chipsys reingeknallt und die leere tüte gut getarnt zurück gepackt. Somit hatte ich mir mein eigenes Grab geschaufelt.Mhmm,und nun?
Ich durchstöberte den Kühlschrank und fand Käse.Natürlich nicht meiner.Und Nudeln,auch nicht meine. Hunger versus Anstand.Hunger siegte
Eine Stunde später befand ich mich dann auf den Weg zu einem echt miesen Club. Für mich so mit der mieseste Club in ganz Kairo. Freunde von mir wollten hin und ich hatte schon zugesagt…

Kaum war ich angekommen im Purple (so heisst der Laden), versuchte ich as soon as possible einen Drink zu ergattern. Um mir die Vorteile des Ladens erkenntlicher zu machen. Alkohol hilft dabei ja bekanntlich. In diesem Fall tat es das jedoch leider nicht. Ich mein, die Leute, also die Freunde von mir, sind echt nett und so, aber dadrüber hinaus war nichts im Club. Also nichts an Schönheiten und anmutigen Leuten. (Ich bin Waage, ich achte auf sowas). Stattdessen tanzten irgendwelche Teenies zu komenzieller Hip-Hop- Musik, wenn man es so nennen darf. Mein Spaßpegel lag bei Null. Oder drunter.
Ein Anruf und alles änderte sich. Ein anderer Freund von mir wollte ins Tamarai. Der Laden war quasi mein zweites Wohnzimmer (also neben La Bodega). Kurzer Moment des Nachdenkens. Jeder kennt die Situation. Engel links, Teufel rechts. Auf  Spaß verzichten und seinen Freunden treu sein. Oder mit einer eiskalt gelogenen Ausrede auftauchen und ab zur coolen Party? Ihr könnt euch sicher denken, wie ich mich entschied....
"Sorry Guys,ich bin müde und fahr Heim....Oh,du Arme, ja wir verstehen dich.
Vielleicht schaff ich es ja mein asoziales Gen auch in den Urlaub zu schicken. Und zwar ganz weit weg...
By the way, der Abend im Tamarai war einer der besten Abende überhaupt.

Dienstag, 15. März 2011

Ein Arbeitstag in Ägypten

Wer was auf den deutschen Arbeitsgeist hält, sollt nicht in Kairo arbeiten! Normalerweise bin ich wirklich kein Arbeitsverweigerer und schufte schon gerne und gebe mich voll und ganz meinen Aufgaben hier.
Aber hier fällt es mir unter den gegebenen Umständen nicht gerade leicht.

Hier eine kurze Zusammenfassung eines typischen Arbeitstages:

9.10 Uhr
Ich erreiche schwerkeuchend das Büro.Natürlich geht der Fahrstuhl nicht und ich durfte mich die 3 Stockwerke hochkämpfen...
Im Büro finde ich nur eine Kollegin.Nebenbei erwähnt: sie ist Deutsche!!
Der Rest ist noch nicht da.

9.30 Uhr
Anruf von unserem IT Experten Muhamed,der eigentlich kein Experte ist.Sorry,Traffic! Ach echt?Das ist ja mal was ganz neues hier!

9.40 Uhr
Langsam trudelt unsere HR ein.Wir nennen sie gelegentlich die Drama Queen.Sie schaut meist wehleidig drein blickend durchs Office und lässt arabische Schnulzhymnen aus den Speakern dröhnen.Gelegentlich verwöhnt sie unsere westliche Ohren dann mit Celine Dion und co!Das hebt die Stimmung doch gleich um 100%!

9.42 Uhr
Unsere Accounttante kommt.Sie ist wohl noch mit am kompetentesten hier.Mit fetter Sonnenbrille betritt sie unser sonnenarmes Büro und schleicht sich an Ihren Arbeitsplatz.Tief vergraben unter tausend Ordnern.

9.50 Uhr
Unser Kaffeeboy trudelt ein.Unser Kaffeeboy ist eine Mischung aus Tier und Mensch.Er ist irgendetwas dazwischen.Vielleicht ein scheues Reh?Naja, jedenfalls versteht er auch kein Englisch und nicht viel von Putzwaren.Mit einer grünlichen,ekelig riechenden Masse macht er sich dann dran und schrubbt die Möbel und um uns herum.Der Gestank ist kaum zu ertragen.Rattengift?
Nee,Kloreiniger.Leider schrubbt unser geheimnisvolles Wesen damit nicht das Klo sondern unser Geschirr...da soll mir nochmal jemand mit ungespritzen Gemüse und so einem Larifari ankommen.

10.05 Uhr
Das I -Tüpfelchen unserer Office-Crew trifft ein!Die Rezeptionistin und PR Tante.
Kurze Beschreibung:Ihre LIeblingsfarben sind lila und rosa (sowie ihr rosa Teddybär, der mitten am Empfang steht,sehr professionell schaut das aus).Sie beschreibt sich selber als magnuna (verrückt), kichert rum und schnallt nichts von den Dingen,die man ihr sagt.Kurzum sie ist nutzlos...

11.00Uhr Praying time!!Und schwupps machen sich unsere muslimischen Mitarbeiter ausn Staub.ok,wir sind ja tolerant was die Religionen angeht,kein Problem.

11.30 UHr
Ich häng an meinem fünften Kaffee und bibbere mir immer noch einen ab.Es ist arschkalt.Und das in der Wüstenstadt Kairo.Unglaublich.Leider trink ich zuviel Kaffee um mich täglich vor dem Erfrieren zu retten. Sodass ich gegen Koffein relativ resistent geworden bin.Wo andere einen Herzkasper erleiden würden, lassen sich bei mir dann gerade mal die Augen öffnen.

13 Uhr
Der Magen knurrt schon grimmig.Fütter mich!Ok,aber mit was?Am schnellsten geht in der Mikrowelle erwärmter Salat mit Ketchupdressing (dafür erntete ich verwunderte Blicke und alle dachten, dass ich komisch bin.Ist mir egal).

13.30 Uhr
Hunger ist noch weiter angestiegen.Ich halt es kaum aus.Ich hab keine Zutaten da und hab keinen Bock unserenen Kaffeeboy zu schicken(der ist nämlich genauso laaaaaaaaaaaaaaaaaaangsam wie alles hier).
Also ordern. Peking,wie immer.Muss nur unauffällig sein,bevor die anderen einem Kosheri und sowas andrehen wollen. Also mal ehrlich,wem schmeckt denn sowas? Und noch viel relevanter, wer kann bitte noch arbeiten wenn der Magen gleichzeitig damit kämpft die Masse aus Nudeln,Reis und jder Menge Öl zu verdauen? Ich hab es einmal gegessen, dass gute Kosheri.Danach hiess es System down für die nächsten 3 Stunden!

14.30 Uhr
Ach,ich liebe Peking!Auch wenn sie mir nie Reis mitliefern...Vielleicht muss ich dazu erst Gold-Kunde werden oder sowas.Naja,was solls.

15. Uhr
Langsam schleicht sich die Müdigkeit ein!Noch 2 Stunden und ich will Heim!Statt dem erbeteten Stromausfall im Office bekomme ich einen wundervollen Auftrag:
Mach doch mal einen Termin mit dem Touriminister aus.
Klar,nichts leichter als das!Ich als Arabisch-Basis Speaker nahm mutig das Telefon in die Hand und wählte .
Natürlich sprach kein einziger Mensch im Ministerium Englisch....Wie konnte ich sowas auch nur annehmen?Englisch im Tourismusministerium...wie abwegig ,Mathilda!!
Naja,eine Stunde und 20 Warteschleifen später hatte ich die Schnauze voll und gab auf.

16 Uhr
Bitte!Kann mal jemand den Zeitraffer ausmachen?

16.45
Ich verdrück mich in die Küche,geh auf Toilette,wieder in die Küche und so weiter.Jede verstreichende Minute ist mir recht!

17 Uhr Juhuuuu ,Feierabend!!!!!!

Was Mathilda in Ägypten macht

Hallo liebe Leser,
Zunächst einmal was hat eine urdeutsche Mathilda wie ich in Ägypten verloren?Gute Frage. Fast so gut wie die Frage ob ich hier ein Kopftuch tragen muss.Oder wie ich es ertrage, dass die Frauen hier so unterdrückt werden.Und ob dieser Islam wirklich so gefährlich ist,wie man immer zu hören bekommt?
Ganz ehrlich,ich hab keine Ahnung und es ist mir auch völlig schnuppe.Ich habe hier eine super Zeit.
Oder sollte ich sagen, ich hatte eine geniale Zeit?
Seit der Revolution und der Spass tötenden Ausgangssperre (ab 12 geht hier nöscht mehr) hat sich das soziale Leben drastisch eingeschränkt. Ich meine, in Deutschland bewege ich mich unter der Woche nur seltens nach 22 Uhr vor die Tür. Aber hier in Ägypten? Hier ticken die Uhren nun einmal anders und soziale Outing finden kaum vor 21 Uhr statt. Heißt 80% der Teilnehmer taucht sowieso nicht vor 22 Uhr aus. Wenn man dann um 12 Uhr wieder Daheim sein soll, macht das wenig Freude oder Sinn.
Aber nicht nur das.Es herrscht allgemein eine miese Grundstimmung.Besonders den Christen hier geht "der Arsch auf Grundeis".
Besonders ausgeprägte Pessimisten sehen in Kairo das neue Islamabad.....mhmm,keine glorreichen Aussichten.
Solange das Militär und die alten Eliten immer noch die Fäden im Hintergrund ziehen, und das tuen sie, kann es zwar immer noch zu einer islamistischen Tendenz kommen, aber keineswegs werden die Islamisten hier das Sagen haben. Zumindest inoffiziell wird das Militär Staatsmacht Nr.1 sein. So sehe ich das.

Aber auch vor der Revolte ging mir Kairo etwas auf den Nerv.Die Stadt ist wie ein riesiger Schokokuchen, erst kriegt man riesige Kulleraugen und kann kaum fassen, dass sich in dem Loch ein solcher Hochgenusskuchen befindet, dann stopft man sich die Plautze voll und kann nicht aufhören genug zu bekommen  und irgendwann ist man so übersättigt,dass man erstmal etwas Pause braucht.
So wie ich momentan! Ich brauch Urlaub.Statt mich ganz von Ägypten zu trennen, entschied  ich mich für eine Kurzzeittrennung und traf eine Entscheidung:
Auswandern nach Gouna!

Für alle die Gouna nicht kennen, googelt es!