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Samstag, 27. Oktober 2012

Bürokratie in Syrien

.Die Uni plätschert so vor sich hin und mit meinen Planungen bin ich auch noch nicht fertig.Werde vielleicht von Jordanien aus nach Kairo fliegen,aber sicher ist noch nichts.
Dieses Wochenende geht es jetzt aber erstmal definitiv nach Beirut!Freu mich schon tierisch!
Beirut ist der Hotspot schlechthin!Absolute Kleidungsfreiheit,ein Club nach dem anderen und supermodern!
Bei uns im Haus gibt es einen neuen Mitbewohner.Keiner weiss wo er herkommt,wie er heisst und was er macht.Nur eines steht fest:Dank ihm dürfen wir uns jetzt zu fünft eine Dusche teilen...aber mich schockt nichts mehr. Und meckern werd ich sicher nicht. Wer weiß, was für ein Regierungstier das sein mag...
Bald muss ich auch zur Polizeistation um mein Visum nochmal beglaubigen zulassen,hab jetzt schon Angst.
Tamer, unser britisch-syrischer Mitbewohner, war letzte Woche da und zwar extra pünktlich um 9 Uhr morgens um schnell durch zu sein.
Pustekuchen!Der Raum war bereits vollgestopft mit Menschen.So etwas wie anstellen gab es einfach nicht!First come,first serve war das Motte.Der kleine Mann musste mit Händen und Füssen kämpfen.
Als er endlich vorne war bekam er ein Dokument und die eigentliche Plagerei ging erst los.

Seine Mission (impossible): Einen Stempel und 7 Unterschriften ergattern! Dazu einen Translater,weil alles auf Arabisch war.
Nachdem der Translater draussen sein Dokument auf einem Autodach ausgefüllt hatte (das zeugt von extremer Professionalität),hiess es auf zum Stempelmann.
Der Stempelmann war ein einaeugiger Greis,der draussen auf der Strasse seinen Stempel vergab!

Danach ging es drinnen weiter. Im ersten Stock warteten drei Bürozimmer mit gelangweilten Beamten.
Amtenmikado nennt man das ganze hier:Wer sich zuerst bewegt,der hat verloren!
Schliesslich erbarmte sich einer.Links die Kippe in der Hand und mit der rechten Hand tippend füllte er in einem plötzlichen Schub von Arbeitseifer, der sich nicht erklären lässt, weitere Daten aus, natürlich alles in einem schneckenartigen Tempo.
Dann gings los:Einsammeln der Unterschriften in einem Zeitraum von einer Stunde.

Zum Schluss wartete die Masteraufgabe auf Tamer:Die letzte Unterschrift vom Büropasha. Der Löwe der Beamtenhierachie sozusagen. Wer sich mit Wildtieren auskennt, weiß wie bewegungsfaul und launische das Königstier sein kann.
Der Bürolöwe hatte sein königliches Gehege ganz am Ende des Ganges, wo er auf neue Frischfleischlieferungen wartete. Er selbst tat natürlich nichts,stattdessen musste ein ca. 10-jaehriger Junge hunderte von Dokumenten abstempeln.
Irgendwann war Tamer an der Reihe und verliess nach ca. 3 Stunden fix und fertig das Gebäude....Und da soll nochmal jemand über die deutsche Bürokratie meckern...

Palmyra und die Nacht bei den Beduinen

ahlan, wieder ein Wochenende vergangen.
Also erstmal hab ich den syrischen Darek in den Wind geschossen!Irgendwie sind seine und meine Vorstellungen unserer Freundschaft definitiv nicht kompatibel. Am Mittwoch Abend haben Caro und ich uns mit ihm getroffen und ich wachte endlich auf...
...und zwar  blitzartig. Es war eine plötzliche Eingebung,die mich realisieren liess,was für ein furchtbarer Schwachmat der gute Darek ist.Den hab ich ratzfatz in den Wind geschossen.
Donnerstag Abend ging es wie üblich auf eine Party,bei der jedoch keiner von uns so genau wusste,was uns dort erwarten sollte.
Naja,uns erwartete ein Raum überfuellt mit Studenten.Und zwar solche Sorte von Studenten, die die arabische Welt bereisen um in ihr zu leiden.Affen in Ökolatschen, die über ihre Shishaerfahrungen sprachen und damit prahlten, wer das billigste Strassenfutter abgegriffen hat.Ich war müde und extrem gelangweilt.Die anderen leider nicht.Irgendwann konnte ich Sinan schließlich überreden nach Hause zu fahren.Letzendlich tat ich ihm und natürlich auch mir einen riesigen Gefallen mit der Aktion.Man ,war ich froh,als ich da raus war!
Am Freitag brachen wir dann auf zu unserer Abenteuerreise nach Palmyra.Der Ort Palmyra ist eine alte Ruinenstadt mitten in der Wüste Syriens.
Königin Zenobia verteidigte ihr Reich damals gegen die Römer,wenn auch am Ende erfolglos,so schaffte sie es immerhin für eine gewisse Zeit das Reich zu verteidigen.Dass ist alles,was ich über Palmyra weiß. Alles was heute von der einzigen Metropole über ist sind Ruinen. Aber stellt man sich mal vor wie viele Generationen dieses Ruinen überlebt haben,kann man sich vielleicht ansatzweise vorstellen welche geschichtlichen Spuren an ihnen haften und sie zu einem nicht in Worte erklärbaren Mysterium machen.
Schon die Busfahrt dorthin war ein Abenteur an sich. Der Bus war vollgestopft mit Affen,die scheinbar noch nie in ihrem Leben europäische Haut gesehen haben und uns nur doof anglotzten.Entschuldigt meine plumbe Ausdrucksweise.Eigentlich bin ich nicht so wertend, aber diese schikanösen Blicke riefen nun einmal derartig bösartige Gedanken in mir hervor.
Laura und Caro versuchten es mit dem Angriff als beste Verteidigung und sangen munter deutsche Kinderlieder. Das Shalom Shalom-Ständchen sparten sie sich nach etwas Überlegen dann doch. Im Nachhinein wäre es sich eine lustige Aktion geworden, aber das Risiko hinter syrischen Gardinen zu landen wollte dann doch keiner eingehen.
Mal abgesehen von unserem Minizoo auf Rädern war die Fahrt an sich schon recht beeindruckend. Mitten durch die Wüste,nichts ausser unserem Bus, eingerahmt von der unendlichen Weite der Wüste, die nur die Sonne am Ende erst in ein glänzendes Gold und schliesslich nach einem feuerroten Abgang im dunkelen Schwarz der Nacht zurückliess.
Gegen 7 Uhr kamen wir schließlich in Palmyra an.
Doch bevor es auf Erkundungstour ging,hatten wir noch einen anderen Plan.
Wir würden die Nacht bei Beduinen verbringen.Irgendwo mitten in der Wüste in obligatorischen Zelten nächtigen.Ich wusste nicht, ob ich den Gedanken romantisch oder beängstigend finden sollte.
Der Weg dorthin war ja schon die reinste Irrfahrt.Keiner fühlte sich für uns verantwortlich und jeder wollte sein eigenes Geschäft mit den reichen aber dummen Europäern machen und uns dies und das andrehen.
Letzendlich landeten wir bei dem richtigen Beduinen,der uns ,nachdem er Essen fuer eine ganze Elefantenherde gekauft hatte,ins Nirvana kutschierte,Die Fahrt war sehr abendteuerlich.Mit dem 15 Jahre alten Bus klapperten wir durch die Wüste,ständig knallten Steine gegen unser,nennen wir es Auto.Jedoch hörte ich diese nach kurzer Zeit schon nicht mehr,da unser Mohammed Schuhmacher den beängstigenen Krach gekonnt zu übertönen vermochte. Und zwar durch das schallenden Klang irgendeiner arabischen Bauernmucke.
Nach 50 Km erreichten wir die Zelte.
Irgebndwie entsprach das alles nicht ganz unseren kindlichen Phantasien.
Ich hatte mir ganz naiv einige Matrazen unter freiem Zelthimmel vorgestellt, umstellt von weißen Kamelen.
Stattdessen fanden wir ein paar recht große Zelte neben einigen Vans. Fast wie eine Miniaturzeltstadt.Nur ,dass es sich hiebei um vielleicht 4 Zelte handelte.
Zunächst traten wir ins grösste Zelt ein,dass wohl das Wohnzimmer war.
Mein Blick fiel zuerst auf den Fernseher. Noch so eine Kleinigkeit, die meiune romantische Vorstellung von Beduinen für immer zerstörte. Die Kiste blieb übriegens permanet an und zeigte ein paar sehr weiblich geformte Frauenkörper,ich würde sie fett nennen, die im Kreis rumtanzten.
Aber statt den Frauen waren wir nun erst einmal Mittelpunkt. Ca. 10 Augenpaare musteren uns von oben bis unten und man bot und Sitzplätze an.Immerhin einer sprach English.Wir plauschten etwas,wenn auch eher aus Höflichkeit.
Uns Frauen schickte man dann auch relativ schnell zu den anderen Weibern in das Kochzelt.Dort sprach keiner Englisch.Dafür brabbelten die Frauen munter untereinander auf Arabisch.Das sie über uns Kartoffeln redeten war glasklar.
Wir waren zunächst etwas schüchtern, wussten nicht, wie wir uns verhalten sollten.Irgendwann trauten wir uns nach den Namen zu fragen und das  Eis war abrupt gebrochen.
Schüchtern waren die Damen nicht gerade.Meine Tasche musste zuerst dran glauben und wurde schwupps geleert und ihr Inhalt genauestens inspiziert.Gott sei Dankjhatte ich da keine Tampons oder sowas drinne. Trotz der sprachlichen Schwierigkeiten, war es extrem eindrucksvoll diese Frauen kennenzulernen. Obwohl sie so einfach waren, strahlten sie eine Königlichkeit und innere Würde aus, die wir niemals haben werden. Sie waren wunderschön, halt auf ihre spezielle Art.
Irgendwann kam der Englischtranslator dazu und erzählte uns etwas mehr über dasBeduinenleben,bei dem  die Frauen traditionell so ziemlich alles machen.Sie bauen die Zelte auf und ab,kochen,holen Wasser ,kümmern sich ums Vieh und um die Kinder und ums allgemeine Wohl.Und die Männer?Die hängen den ganzen Tag vor der Glotze und schlagen sich die Wampen voll.We are responsible for the work at night...alles klar, sie werden also nachts aktiv um gewisse Sachen mit ihren Frauen anzustellen..Ich sag nie wieder was gegen die Emanzipation des weiblichen Geschlechts!
Später erfuhren wir dann noch,was man für uns so bezahlen wuerde und ob wir nicht intressiert an einer Heirat sein.Aehm,NEIN!Definitiv nicht!
Das Essen bestand aus Öl mit Pommes,Öl mit Gemüse und Öl mit Salat!Trotzdem echt schmackhaft,im Vergleich zu dem Essen,was die Restaurants in Damaskus so bieten.Danach stellte ich mich aufs Schlafen ein.War aber nicht.Die Beduinen scheinen echte Partylöwenb zu sein. Sie drehten die Musik auf und fingen an ihre Taenze zu absolvieren.Irgendwann forderten sie uns auf.Nein sagen war unmöglich.Also hopsten wir munter gegen den Takt mit den Beduninen durchs Zelt.Ich kam mir vor wie ein Vollpfosten ohne Taktgefühl.Aber die anderen waren auch nicht besser,Caro sprang sogar gegen einen Beduinen.
Später holte einer eine Art Gitarre ,die aus einem alten Eisengefäss bestand hervor und widmete Laura eine Liebeshymne.
Danach begutachteten wir noch ihre Wasserquelle und legten uns schlafen,mitten im Zelt umschwirrt von tausend und einer Muecke.
Irgendwie ist so ein Beduinendasein schon fazinierend. Diese Menschen sind so frei wie kaum jemand. Sie ziehen umher und lassen sich von niemanden aufhalten. Selbst die Religion wird hier scheinbar weniger ernst genommen. Was mir erzählt wurde ist, dass die Beduinen zwar ein bescheidenes Leben führen (bescheiden in unseren westlich-kapitalkistischen AUgen), oft aber über enormen Reichtum verfügen. Meist entstanden durch Handel und auch Waffengeschäften. Ob das wirklich stimmt, dass weiß ich jedoch nicht.
Um 4 Uhr morgens hieß es dann aufstehen.Wir wollten den Sonmnenaufgang in Palmyra sehen.
Auch wenn es mir extrem schwer fiel, so hatte sich das Aufstehen definitiv gelohnt.Es war wunderschöen.Nachdem ich einen Berg in Flip Flops erklommen hatte, der unweit von den Ruinen entfernt lag, breitete sich vor mir Palmyra eingetaucht in einem rotgoldenen Schimmer aus.Der Wind durchpustete unsere verschlafenen Gesichter und man hatte das Gefuehl zu fliegen.
Wie kann man einen so göttlichen Anblick beschreiben?Wahrscheinlich gar nicht! Es ist als würden die goldenen Sonnenstrahlen längst vergessene Geschichten und Geheimnisse aus den Ruinen kitzeln, die der Stadt ihren geheimnissvollen Schimmer am Morgen verleihen. Ein Schimmer, den wir Menschen nicht wirklich sehen, sondern den wir nur erahnen können. Der uns aber trotzdem fazinierd und ergreift.
Nach dem Abstieg durchstreiften wir die Ruinen der Stadt.Unbeschreiblich,was nach all den tausend Jahren noch erhalten war!
Irgendwann stieg dann doch die Müdiglkeit auf und jeder Schritt wurde ein Kampf.Schliesslich nahmen wir unser Taxi zurück und wollten mit dem nächsten Bus Heim nach Damaskus.
Der Plan entpuppte sich komplizierter als erwartet.Es war 11 Uhr als man uns an einem rotzigen Restaurant absetzte.Der erste Bus sollte um 2 Uhr fahren.Was für eine Strapatze.Ich wollte einfach nur noch pennen.Schliesslich ergatterten wir einen Bus.Diesmal einen echt guten der seinen VIP-Status alle Ehre machte.Die Rückfahrt verging im wahrsten Sinne wie im Schlaf!
Schließlich fand ich mich in Damskus wieder. Daheim war alles beim Alten.
Sinan schwirrte irgendwo rum und Vaysal dröhnte sich mit Mucke zu.Vaysal ist der neue King of Redewendungen!
Seine besten Bringer waren:
1.Ach,du verkackte Scheisse!
2.Das sind doch alles Ausgeburten der Hölle!
3.Ich will spaeter mal drei Leute um den Tisch ziehen (=3 Leute ernähren können)
Wenn das soi weiter geht bring ich ein Wörterbuch auf den Markt:
deutsch-Vayselisch<>Vaysalisch-Deutsch
Meine Results vom ersten Test sind auch nicht sonderlich Bombe...aber gut,für meinen Lernaufwand wiederum eine wahre Meisterleistung.
Tja,dass war es fürs Erste. Am Wochenende geht es dann eventuell in den Libannon,und um meine Flüge nach Kairo und Deutschland sollte ich mich auch endlich mal kümmern.

Freitag, 26. Oktober 2012

Ein Genie überblickt sein Chaos

...mit Bedauern muss ich feststellen, dass ich leider nicht zu der Sorte der genialien Menschen zähle.
Am Samstag versuchte Darek, meine syrische Bekanntschaft, mich anzurufen. Ich ging nicht ran. Sonntag rief er wieder an. Ich erbarmte mich, was sich als riesiger Fehler erwies. Er wollte mich tatsächlich in meiner Uni besuchen. Zufällig sei er in der Nähe. Ja,sicherlich.
Solche Taten mögen einige Frauen ja romantisch finden, in meinem Fall löste die nett gemeinte Aufdringlichkeit nur eines aus und zwar totale Beklemmungsängste.
Ich entschied mich für den Ausknopf am Handy.Gesegnet sei es für dieses höchst praktische Funktion.
Nachmittags beantwortete ich dann doch seinen Anruf.Irgendwie klang er anders...Nach einer Weile erklärte sich auch warum.Es war nicht Darek,sonder der Ami...Gott sei Dank hat der meine Verwirrtheit nicht gecheckt. Fazit aus dem ganzen Zirkus: Ab jetzt Handynummern immer einspeichern. Im Zweifelsfall unter "Nicht rangehen!".
Zudem wurde ich gestern an meine Erträglichkeitsgrenze getrieben.Sonntag abends war ich voll fertig und wollte nur noch in einen komatösen Schlafzustand verfallen.
Unser lästiges Abwassersystem machte mir ein Strich durch die Rechnung.Denn während ich mich ins Bettchen gerollt hatte, kam unten aus dem Ausfluss wieder die braune Brühe hoch und es gab kein entkommen. Diesmal war ich gezwungen die menschlichen Überreste zu entfernen. Ich bin alles andere als eine verwöhnte Prinzessin, aber diesmal stieß auch ich an meine Grenzen.
Ansonsten gibt es bei uns allerdings nicht viel neues.Um ehrlich zu sein waren die letzten 2 Tage saulangweilig und der ständige Lärm geht mir auch langsam mächtig auf die Nerven.
Am Wochenende gehts erstmal an den Strand  nahe der tuerkischen Grenze.Ich kann es kaum erwarten!Endlich wieder frische Luft und RUHE!
Darek wollte mich heute auch sehen,aber das kann er sich mal schön abschminken,ich brauch meine Ruhe.
Insgeheim freue ich mich riesig auf Ägypten!Damaskus ist ja ganz nett für eine Weile,aber auf Dauer fehlt mir schon der westliche Komfort!
Die Uni bringt auch keinen Bock und ich muesste echt mehr lernen,was aber leider bei der Hitze schier unmöglich ist.Sinan,mein Zimmerpartner, ist auch todkrank ,hat Durchfall und Kopfschmerzen,mabruk!
Der einzige Fluchtweg aus dem ganzen ist das Fitnessstudio,es gibt mir wieder das Gefühl meines gewohnten westlichen Lebens und wenn ich auf meinem Cross-Trainer erstmal zu Hochformen aufgelaufen bin, rinnt der Staub der Stadt aus jeder einzelnen Pore,nach der Dusche, die denn jegliche Reste davonspült, fühle ich mich wieder wie neugeboren.Leider sind die Weiber dort furchtbar.Die haben Tonnen von Make-Up auf ihre Plastikfratzen geknallt.Ich hingegen nehme nur einen tomatigen Farbton an und bin klitschnass geschwitzt....extrem schick!
Wie gesagt,alles was ich will ist Wochenende und das Meer!Und in den Libanon will ich auch unbedingt nochmal!
So,und nun will ich Muttern anrufen,
bye bye

Frieden?!

Ich frag mich momentan echt, was mit der arabischen Welt los ist? Die Revolutionen waren ja noch ok. Was in Syrien vor sich geht ist definitiv nicht ok. Genauso wenig wie der Wirbelwind rund um das "Muhammed-Video" und den Ausschreitungen in den arabischen Ländern, die als Antwort folgten und die sich die Medienwelt und wer auch immer mit dahinter steckt sofort geschickt zu Nutzen gemacht hat, um das ohnehin schon miese Image der Araber einen weiteren Stoß Richtung "Marke Barbarenvolk" zu versetzen.
Ich will nicht abstreiten, dass es solche Ausschreitungen gegeben haben mag und dabei Leute umgekommen sind. Aber mal ehrlich, um wieviel Aufständische hat es sich hierbei wirklich gehandelt?
Es wäre genauso, als wenn ein Dutzend Rechtsradikale auf die Strasse gehen und die Weltöffentlichkeit unser komplettes Volk dem Nazionalsozialismus bezichtigen würde.
Doch auch, wenn es sich nur um eine Minderheit handelte, macht mir diese Entwicklung etwas Sorge.
Ich habe das Gefühl, dass sich die Kluft zwischen Morgen- und Abendland weiter und weiter zu spalten droht. Und auf beiden Seiten wächst die Zahl der Unwissenden, die ihre sterotypischen Vorurteile gegenüber der anderen Seite hervorbringt. So denken immer mehr und mehr der einfachen arabischen Bürgerschicht, beeinflusst durch organisierte Extremisten, dass wir im Westen nichts anderes tuen als Alkohol zu konsumieren, unseren Fortpflanzungstrieb auszuleben und Gott verachten. Zudem verachten wir angeblich genauso die arabische Welt und sind alle gottlose Rassisten.
Auf der anderen Seite der doch so fortschrittliche und gebildete Westen. Immer häufiger erlebe ich, wie sich der westliche Mensch (teils unbewusst) über die arabische Welt und auch andere Kulturen stellt. Wir denken zu wissen, dass unsere Demokratie das beste politische System ist, unsere Gesellschaft mit emanzipierten Frauen die rechte Form ist und unsere Ansicht zur Religion im Alltag die Beste genau wie unser Kapitalismus. Gerne messen wir unseren Erfolg in wirtschaftlichen Produktivitätszahlen und klopfen uns auf die Schulter.
Aber ist unser System wirklich besser? Und haben wir überhaupt eine Ahnung wie die Menschen anderer Kulturen mit ihrem System klar kommen?
Ich will nicht behaupten, dass das Gesellschaftssystem der arabischen Länder richtig und gut ist. Aber ich akzeptiere es. Genauso wie ich gelernt habe die Menschen dort zu akzeptieren. Sowohl die negativen Aspekte als auch die positiven Faktoren, von denen ich lerne.
Ich hoffe, dass die Kluft, von der ich gesprochen habe, nicht weiter wächst und endlich mehr getan wird in Richtung kultureller Austausch. Und zwar schnell.

Montag, 19. März 2012

Reise nach Homs -Ritterburg-Hamas

...oder warum es alles anders kam als geplant.

Nachdem ich also ohne eine Minute Schlaf morgens um / am Bahnhof erfuhr, dass der Zug uns nicht mitnehmen würde, hielt sich meine Enttäuschung sehr in Grenzen, wie man sich ja vorstellen kann. Innerlich freute ich mich aufs Bett.
Aber anstatt einfach nach Hause zu fahren,entschied sich unsere Truppe für die Hardcore-Tour mit dem Bus. Auch gut. Sicher kann ich ja da schlafen, also auf dem Weg.Falsch gedacht!Der Bus glich einer Sauna und hatte die Größe einer Maisbüchse. Und zwar nicht die fette Family-Büchse, sondern die Singledosen, 150g. Die Busse sind für Zwerge gemacht.Menschen von meiner Größe kann man dadrin höchstens foltern. Und zwar aufs Äußerste.
Völlig steif und verschwitzt kam ich also in Homs an um dort nichts vorzufinden.Alle Läden hatten zu.Schlieslich fanden wir doch endlich noch was zum Frühstücken und überlegten uns,was nun zu tun ist. Eigentlich überlegten die anderen, ich träumte vor mich hin und schlürfte mein Käffchen.
Die Wahl fiel auf die berühmte Kreuzritterburg und anschliessend stand Hamas auf dem Plan.Dort befinden sich nämlich die ältesten Windmühlen auf der Welt. Aus dem 9. Jahrhundert. Behaupten die zumindestens. Ich wette, dass mein Großvater da anderer Meinung wäre, aber gut.

Wie wir den Weg zur Burg bestritten? Mit einem Microbus.Für alle. die das Ding nicht kennen:Ein Mikrobus kann man sich wie einen vw-Bus vorstellen,der aus den 70er jahren stammt oder sogar noch von davor.

Mit dem Klapperding gings dann 2 Stunden ab durch Syrien.

Die Burg beindet sich ziemlich hoch auf den Bergen und ich stand auf der Fahrt echte Todesängste aus.Nach jeder Anhöhe,die der Bus so gerade eben schaffte,kam eine noch steilere Hebunge.Es grenzt an ein Wunder,dass wir oben ankamen.
Zwischenzeitlich lieferten ich und Karo und grammatikalische Grundsatzdebatten. Ich muss zugeben, ich schoss den Vogel ab. Die Karo hat sich nämlich über unser Norddeutsch lustig gemacht und gefragt, wo wir denn das "i" bei durch hernähmen. Ich entgegnete ganz taff, wo die Bayern (das ist sie nämlich) denn bitteschön das "r" hernähmen. Ich werd halt nicht schlauer mit dem Alter...

Aber ich muss zugeben,ich bereue nichts!Die Luft war so unglaublich frisch und sauber und die Burg versetzte mich in wahre Sprachlosigkeit.Auf dem höhsten Turm wehte eine deftige Brise und ich fühlte mich wie ein Vogel.Einfach Wahnsinn und eines der schönsten Orte,die ich je gesehen habe.

Gegen 2 Uhr überlegten wir uns erneut, wie es weitergehen soll.Ich baute langsm ab und wollte nur noch ins Bett, schlafen.Die anderen leider nicht.

Also zack,wieder ab in so einen kurz vor dem Zerfall stehenden Microbus nach Hamas.D
ie Fahrt auerte 2 oder 3 Stunden.

In Hamas wollten wir als erstes Rückfahrkarten kaufen.Ein gar nicht so leichtes Unterfangen! Dafür wollte man nämlich unseren Reisepass.Den hatte natürlich niemand mit. Zur Strafe wurden in einen Art Police Room geteckt und man quatschte uns auf Arabisch voll.Höchststrafe für mich war das. Gut,dass die anderen etwas mehr verstehen als ich.Nach geschlagen 40 Minuten hatten wir endlich unsere Tickets und fuhren zur Windmühle.
Ganz nett, aber keine 3 Stunden Microbusfahrt wert!Ich wollte nur noch eins:nach Hause!Die anderen schauten sich noch ne Mühle an und ich fuhr zusammen mit ein paar anderen Kulturbanausen aus unserer Gruppe zum Bahnhof und kostete das arabiche Fast Food essen aus,war nicht so der Bringer.
Die Rückfahrt gestaltete sich,wie sollte es auch anders sein,erneut als Horrortrip.Ich teilte mir mit einem Bauern die Sitzbank.Der Typ sah nicht nur aus wie ein Bauer,er benahm sich auch so.
Obwohl er ein Strcih in der Landschaft war,nahm er neben seinen auch noch die Hälfte meines Sitzplatzes ein.Jeden Zentimeter,den ich wegrutschte nahm er ,swupps, ein!Irgendwann versuchte ich gegenzuhalten,was mich jede Menge Energie kostete und jeden Schlaf unmöglich machte.So ein Penner.

Irgendwann gegen 23 Uhr erreichten wir unser geliebtes Heim.

Statt zu schlafen, liess ich mich breitschlagen für das Zodiac. Salsaabend. Ich hasse Salsa. Derek fing auch an abzunerven. Einmal Essen bedeutet keineswegs, dass wir nun Best friends wären. Und um mich kümmern muss er sich ganz sicher NICHT. Dass kann ich nämlich sehr gut alleine.

Der Salsamüll wurde nach einer Stunde in House gewandelt und mein Wasser zu Whisky. Also wurde es doch wieder 6 Uhr morgens.

Bei uns im Haus hat sich ne Katze eingeschlichen.Wäre nicht allzu schlimm gewesen,wenn der Teufel nicht einen Vogel auf den Möbeln zerfetzt hätte.Mistding.

Schlaflos in Syrien

Fangen wir bei Donnerstag Abend an.um 10 uhr...
...traf ich mich mit darek,etwas aufgeregt und in der hoffnung,dass der typ sich nicht als flaute entpuppt und mich zu tode langweilt.Das Restaurant, in das ich geschleptt wurde war jedenfalls ganz ok.Besser als Strassenscharwama jedenfalls.
Er stellte mir tausend Fragen und wir unterhielten uns ganz gut.
Nachdem Essen schliesslich fing damit, dass er Backgammon spielen wolle.
Ein Brettspiel mit Steinen. Hier und allgemein in der arabischen Welt anscheinend der letzte Schrei.
Ich konnte mir jedenfalls auf der Stelle eine Millionen Varianten vorstellen, wie ich meinen Donnerstag Abend lieber gestalten wollte, als so.
Innerlich grübelte ich schon einmal über ein paar überzeugende Ausreden nach, um aus der Nummer wieder rauszukommen.

Aber nach der ersten Runde erfuhr ich,dass die Tour noch weitergehen sollte.In einen Club namens "The Dome".Also blieb ich.

Es stellte sich heraus,dass wir ein Taxi dorthin nehmen würden.Ich hasse Taxen,zumindest hier in Syrien. ABer ich war bereit Opfer zu bringen für die Chance auf einen guten Club. Wir fuhren ewig lang und innerlich verfluchte ich mich dafür, dass ich nicht doch gegangen war.
Aber meine Leiden wurden hinreichend belohnt!
Der Club ist ein wahrer Hot Spot!Eine Flucht aus dem typischen Damaskus!Sehr coole Musik,fantastische Location und gut gekleidete Menschen.Ich fühlte mich zwischen all den Barbies wie ein Bauerntrampel.
Aber die Drinks von der endlosen langen Bar pushten mein Ego schnell wieder auf !Seine Freunde waren echt saulustig und wir tanzten bis morgens um 6!Anschliessend gings ab Heim.
Leider nicht ins Bett!Als ich endlich Daheim eintraf,machten sich die anderen bereits fertig!Richtig, wir wollten den Zug um 7 Uhr nach Homs nehmen. Eine kleine Stadt 2 Stunden von Damaskus entfernt. Warum es nie zu der Zugfahrt kam, erfahrt ihr im nächsten Eintrag:-)